Die Chemie stimmt

Gespräch mit Marin Thaler
Die Chemie stimmt
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Individualisierte Produkte und viele Chancen für Morgen. Wir sprechen mit einem Branchenvertreter über die Faszination Chemie.

Herr Thaler, Sie sind Fachvertreter der chemischen Industrie in der Steiermark. Wie kann man sich einen Betrieb der chemischen Industrie heute vorstellen?

Die chemische Industrie beschäftigt sich mit der Herstellung von Grundstoffen und chemischen Produkten wie Kunststoffen, pharmazeutischen Produkten, Lacken und vielem anderen des täglichen Lebens. Die Produkte werden von Fachkräften aus verschiedensten Disziplinen entwickelt und mithilfe von Prozess- und Verfahrenstechnik in großen Anlagen hergestellt.

Da die Industrie viel in Umweltschutz und Verfahrenstechnik investiert hat und die im internationalen Vergleich strengen österreichischen Gesetze und Vorschriften einhält, gilt sie heute als saubere Industrie mit dokumentierten, geregelten Abläufen und guten Arbeitsbedingungen.

Was sind die zurzeit spannendsten Entwicklungen im Bereich „Chemie“?

Da die Anforderungen immer vielfältiger und anspruchsvoller werden, geht der Trend weg von Standard- hin zu Spezialprodukten. Mit Hilfe von Automatisierung und Informationstechnologie hat die chemische Industrie in den letzten Jahrzehnten die Produktqualität laufend gesteigert und gleichzeitig Kosten gesenkt. Mit Industrie 4.0, der nächsten Stufe der technologischen Innovation, kann der Informations- und Warenfluss effizienter und nachhaltiger werden, die Transparenz für den Kunden wird erhöht und es ergeben sich neue Geschäftsmodelle. In der Pharmaindustrie steht die Personalisierung der Medizin im Mittelpunkt, also die individuelle Anpassung von Medikamenten an die Bedürfnisse der Patient:innen.

Können Sie verraten, was die Faszination dieser Wissenschaft ausmacht?

Der erste Berührungspunkt mit der Chemie ist für viele entweder der Experimentierkasten oder die Schule. Dabei bleiben oft weniger die chemischen Elemente und Formeln in Erinnerung als spektakuläre Versuche. Experimente sind irrsinnig spannend und oft ist das Ergebnis überraschend, sodass neue Erkenntnisse abgeleitet werden können. Im Wesentlichen geht es in der Chemie um Analyse und Synthese: In der Analytik werden Materialien erforscht und Elemente auch in Spuren nachgewiesen. Die Synthese zielt darauf ab, Neues zu entwickeln.

Welche Rolle spielt die chemische Industrie für die steirische bzw. österreichische Wirtschaft?

Die chemische Industrie ist eine wichtige Säule der österreichischen und steirischen Wirtschaft, sie ist global tätig und exportorientiert. Unsere Industrie ist innovativ, bietet viele hochwertige und sichere Arbeitsplätze für verschiedenste Fachkräfte, daher blicke ich positiv in die Zukunft und sehe weiterhin große Potenziale.

Wie schätzen Sie die Zukunftssicherheit von Berufen in der Branche ein bzw. welche Ausbildungen werden in Zukunft in der chemischen Industrie besonders wichtig?

Die Berufsaussichten in der Chemie sind auch in der Zukunft weiterhin ausgezeichnet. Einerseits bietet der Beruf eine gute allgemeine Ausbildung und ist sowohl vom Lehrberuf „Chemieverfahrenstechniker:in“ bis hin zur universitären Ausbildung international und interdisziplinär ausgerichtet. Andererseits finden die Absolvent:innen eine breite Palette von Betätigungsfeldern vor: Neben der klassischen Pharmaindustrie, der chemischen Industrie und Umwelt- und Abfalltechnik finden sich Arbeitsplätze in allen Bereichen, insbesondere etwa als Analytiker:in in Labors und bei Behörden. In der Steiermark sind wir in der glücklichen Lage über mehrere ausgezeichnete Ausbildungsstätten zu verfügen. Neben den Lehrstellen gibt es mit der Chemie-Ingenieurschule Graz und den Universitäten in Graz und Leoben Ausbildungsstätten, um die uns andere Bundesländer beneiden.

Was raten Sie jungen Menschen auf Basis ihrer persönlichen Erfahrungen für die Zukunft?

Mach, was dir Freude macht und bleib neugierig! Unterhalte Dich mit Erwachsenen über die Berufswahl, besuche Eltern und Freunde am Arbeitsplatz, mache Berufspraktika und nimm Berufs- und Bildungsberatung in Anspruch! Wenn Du bereits ein Berufsziel hast, arbeite konsequent daran und lass‘ Dich nicht davon abbringen. Wenn es noch nicht so konkret ist, probiere Verschiedenes aus, dann hast Du jedenfalls die Chance ein erstrebenswertes Ziel herauszufinden. Auch Scheitern ist eine wichtige Erfahrung, aus der Du etwas lernen kannst.


DI Martin Thaler, Isovolta AG

AHS Matura, Studium der Elektrotechnik/Energietechnik an der TU Graz, MBA an der TU Wien/Donau Uni Krems

Relevante berufliche Stationen: Philips, GF von AKG Acoustics GmbH, Standortleiter bei Isovolta AG


ISOVOLTA AG

Die ISOVOLTA AG setzt auf die langjährigen Erfahrungen in der Synthese und Umwandlung von Rohstoffen zu hoch zuverlässigen, intelligenten Materialien. Material- und Technologie-Know-how, Flexibilität und Innovationsfreude bestimmen die Produktentwicklung und prägen die partnerschaftlichen Kundenbeziehungen.

Gründungsjahr: 1949

Geschäftsbereiche/Produkte: Elektroisoliermaterialien, technische Laminate,

Verbundwerkstoffe

www.isovolta.com


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