Aus dem Innersten der EU

Gespräch mit Verena Martelanz
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Eine ausgewiesene Expertin, die stellvertretende Abteilungsleiterin der EU-Repräsentation der Wirtschaftskammer Österreich, erklärt, warum man an den EU-Wahlen teilnehmen sollte, mit welchen großen Fragen sich Europa beschäftigt und was das mit unserem Alltag zu tun hat.

Frau Martelanz, warum sollen Erwachsene und Jugendliche, die ab 16 Jahren wahlberechtigt sind, zur EU-Wahl gehen?

Ganz einfach: Wer wählt, entscheidet mit. Bei der EU-Wahl können vor allem auch junge Menschen mit ihrer Stimme direkt zeigen, welche Themen ihnen wichtig sind. Damit gestalten sie nicht nur die europäische Demokratie, sondern auch ihre eigene Zukunft mit. Wer nicht wählen geht, überlässt diese Entscheidung anderen.

Was sind die großen Themen, mit denen sich die EU aktuell beschäftigt?

Neben den medial breit diskutierten Themenkomplexen Migration und dem Krieg in der Ukraine setzt sich die EU mit einer Reihe wichtiger Zukunftsthemen auseinander. Dazu gehört besonders die wirtschaftliche Wettbewerbsfähigkeit der EU. Diese muss langfristig gestärkt werden, damit sich Europa auch weiterhin in der Welt behaupten kann und nicht hinter den USA oder China zurückfällt. Außerdem hat die EU den „Green Deal“ geschaffen, um Nachhaltigkeit in allen Lebensbereichen zu fördern und Europa bis zum Jahr 2050 als ersten Kontinent weltweit klimaneutral zu machen. Nicht zuletzt treibt die EU die europäische Digitalisierung stark voran. Das bedeutet unter anderem den Ausbau von schnellem Glasfaser-Internet, die bessere Vernetzung zwischen den einzelnen Mitgliedsstaaten und dass viele Behördenwege von überall via Smartphone oder Computer erledigt werden können. Auch EU-Fördermittel, die Investitionen in Zukunftsthemen wie Forschung und Bildung sowie den Übergang in eine digitale und nachhaltige Gesellschaft unterstützen, sind wichtig.

Wie macht sich die EU im Alltag der Bürger:innen bemerkbar?

Gerade für junge Menschen macht sie sich auf den ersten Blick oft nicht so stark bemerkbar, weil viele Vorteile und Errungenschaften der EU mittlerweile zu einer Selbstverständlichkeit geworden sind. Der britische EU-Austritt (Brexit) hat sehr anschaulich gezeigt welche praktischen Folgen es im Alltag hat, wenn diese wegfallen. Dazu gehören die Reisefreiheit und offene Grenzen, also zum Beispiel ohne Pass oder Grenzkontrollen in den Urlaub fahren zu können, oder dass man keine Roaminggebühren mehr zahlt, wenn man in einem anderen EU-Staat im Internet surft oder telefoniert. Im Rahmen der Ausbildung Arbeitserfahrung in einem anderen Land zu sammeln oder ein Auslandssemester zu machen ist dank der EU kein Problem mehr. Nicht zuletzt haben sich Wohlstand und Wirtschaft in Österreich seit dem EU-Beitritt vergrößert.

Wie erklären Sie sich das schlechte Abschneiden der EU bei Eurobarometer-Umfragen – speziell in Österreich?

Eben weil so Vieles, das die EU geleistet hat, mittlerweile selbstverständlich ist, spüren viele Menschen ihren Einfluss nicht mehr so stark. Wenn öffentlich über die EU diskutiert wird, treten meistens die Unterschiede in den Vordergrund, nicht die Gemeinsamkeiten. Über Streit lässt sich leider einfacher diskutieren als darüber, dass die EU in Krisensituationen immer wieder gemeinsam Handlungsfähigkeit beweist und einen ganzen Kontinent geeint hat.

Sie sind stellvertretende Abteilungsleiterin der EU-Repräsentanz der Wirtschaftskammer Österreich. Wir bitten Sie um eine einfach verständliche Beschreibung Ihres Aufgabengebiets.

Wir sind die Schnittstelle zwischen der Wirtschaftskammer Österreich sowie ihren Mitgliedern und der EU-Ebene. Unsere Aufgabe ist es die Stimme der österreichischen Wirtschaft in Brüssel zu sein und die Expertise und Anliegen unserer Mitglieder in den EU-Gesetzgebungsprozess einzubringen. Dabei ist es wichtig immer am Puls der Zeit zu sein und vorausschauend zu erkennen welche Vorhaben für die österreichische Wirtschaft relevant sind. Besonders wichtig sind dabei auch die Kooperation und Vernetzung mit den Entscheidungsträger:innen sowie Allianzen mit anderen europäischen Wirtschaftsvertreter:innen.

Welchen Rat würden Sie auf Basis Ihrer Lebens- und Berufserfahrung Ihrem 14-jährigen Ich mitgeben?

Hab‘ keine Angst, eine Gelegenheit zu nutzen oder etwas zu verändern. Bleib offen für Neues und setze Dich für die Ziele und Anliegen ein, die Dir wichtig sind. Gemeinsam mit gleichgesinnten und engagierten Menschen kann jede:r einzelne viel bewegen.

Verena Martelanz ist Stellvertretende Abteilungsleiterin der EU Representation der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ) in Brüssel. Sie ist dort Leiterin des Teams „Digital & Sustainable Transition“, das sich mit EU-Vorschlägen zu Digitalisierung und Nachhaltigkeit beschäftigt und Ansprechpartnerin für rechtspolitische Themen. Verena ist in Graz geboren und hat an der Uni Graz sowie mit ERASMUS auch in Lyon Jus studiert. Nach dem Studium hat sie ein WKÖ-Traineeprogramm absolviert und war einige Jahre Mitarbeiterin bei einem Abgeordneten im Europäischen Parlament.

Verena Martelanz ist Stellvertretende Abteilungsleiterin der EU Representation der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ) in Brüssel. Sie ist dort Leiterin des Teams „Digital & Sustainable Transition“, das sich mit EU-Vorschlägen zu Digitalisierung und Nachhaltigkeit beschäftigt und Ansprechpartnerin für rechtspolitische Themen. Verena ist in Graz geboren und hat an der Uni Graz sowie mit ERASMUS auch in Lyon Jus studiert. Nach dem Studium hat sie ein WKÖ-Traineeprogramm absolviert und war einige Jahre Mitarbeiterin bei einem Abgeordneten im Europäischen Parlament.


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