Von der Schraube bis zur Präzisionsmaschine, die Metallindustrie fertigt eine große Breite an Produkten. Christian Knill spricht mit uns über den Rohstoff Metall, Zukunftssicherheit von Berufen im Metallbereich und über das Thema Energie.
Sehr geehrter Herr Knill, Sie sind Obmann der Maschinen und Metallwarenindustrie in Österreich. Was produzieren die Unternehmen des Bereichs „Metall“ und wie kann man sich einen metallverarbeitenden Betrieb im Jahr 2015 vorstellen?
Herr Knill: Die Metallindustrie fertigt eine große Breite an Produkten: Von der Schraube bis zur Präzisionsmaschine, vom Rohr bis zum Karosserieteil und vom Motor bis zur Dachkonstruktion des Wiener Hauptbahnhofs. So unterschiedlich wie die Produkte, so unterschiedlich sind auch die Betriebe. Zwei Erfolgsfaktoren haben sie aber alle gemein: Sie arbeiten mit hochwertigen Fertigungsmaschinen, die sowohl Großserien als auch die Produktion von Einzelstücken bewerkstelligen können. Und sie arbeiten mit gut ausgebildeten, selbstständig und wirtschaftlich denkenden MitarbeiterInnen in möglichst schlanken Strukturen. Nur so kann man im internationalen Wettbewerb bestehen – preislich und qualitativ und – worauf es immer mehr ankommt – auch schneller als die Konkurrenz aus aller Welt!
Seit Jahrhunderten ist Metall einer der Wirtschaftsfaktoren für die Steiermark – warum ist das in einem rohstoffarmen Land so?
Herr Knill: Zur Verarbeitung von Metallen gehörten neben dem Rohstoff Eisen (Stichwort Erzberg) auch der Wald zur Befeuerung der Öfen und das Wasser zum Antrieb der Hämmer. Das alles hatte die Steiermark zu bieten – eine gute Basis für unsere lange Tradition. Um auch heute innovativ und wettbewerbsfähig zu sein, braucht es aber mehr: Entscheidend ist das Know-How, das über Generationen weitergegeben wurde und wird. Auch hier haben wir eine lange Tradition: Erzherzog Johann hat das Land industrialisiert und mit der Montanuniversität und der Technischen Universität die Grundsteine für eine kontinuierliche Weiterentwicklung gelegt.
Wie schätzen Sie die Zukunftssicherheit von Berufen in der Metallbranche – über alle Ausbildungsstufen hinweg – ein?
Herr Knill: Beinahe die Hälfte aller steirischen Arbeitsplätze im produzierenden Sektor ist der Metallver- und -bearbeitung zuzurechnen. Die Betriebe sind vielfach Familienunternehmen, die bereits seit Generationen in der Steiermark beheimatet sind.
Das langfristige und nachhaltige Denken der Unternehmen wird dafür sorgen, dass es auch in Zukunft eine starke Nachfrage nach SpezialistInnen in den verschiedenen Metallberufen geben wird. Und es wird zunehmend nach kombiniertem Wissen gesucht werden. Zum Beispiel nach Kombinationen von Metallkompetenzen mit Wissen in den Bereichen Automatisierungstechnik, Elektro, Elektronik, anderen Werkstoffen oder auch Wirtschaft. Wir werden auch in Zukunft Fachkräfte in der Produktion brauchen, genauso wie WissenschaftlerInnen in den Forschungs- und Engineeringabteilungen. Ein hohes Qualifikationsniveau in allen Bereichen ist eine der Stärken unseres Standortes.
Was entgegnen Sie jenen die sagen, dass Metall über kurz oder lang von Kunststoffen o.ä. abgelöst wird?
Herr Knill: Das faszinierende am Metall sind die Verformbarkeit, die Härte, die vielfältigen Einsatzmöglichkeiten, die elektrische Leitfähigkeit und natürlich die Möglichkeit, ein Stück Metall mehrmals zu bearbeiten und immer wieder zu verformen. Nicht zuletzt wegen der Recyclingmöglichkeiten bin ich davon überzeugt, dass Metall niemals von Kunststoffen abgelöst werden kann.
Der Metallindustrie wird nachgesagt sehr energieintensiv zu sein. Ist das so?
Herr Knill: In der metallerzeugenden Industrie ist es notwendig, Temperaturen bis zu 1.400°C zu erreichen. Im Sinne der Kostenoptimierung, aber natürlich auch ganz besonders im Sinne einer nachhaltigen Produktion ist Energieeffizienz im Interesse jedes einzelnen Betriebes.
Dieses Wissen wird weltweit verwertet: Durch den Einsatz von in der Steiermark entwickelten energieeffizienten Kompressoren, Turbinen und Generatoren für Windräder oder Wasserkraftwerke, spritsparenden Motoren, um nur einige Beispiele zu nennen. So können wir auch als kleine Region echte Beiträge zur Lösung globaler Umweltprobleme leisten.
Wir wechseln das Thema: Welchen Ratschlag geben Sie Ihren Kindern mit auf den Weg?
Herr Knill: Mein Ratschlag an meine vier Kinder ist: „Sei begeistert von dem was du „angehst“ – und was immer du angehst, zieh es durch!“ Außerdem ist es mir wichtig, dass sie sich für einen Beruf entscheiden, von dem sie auch leben können!
Mag. Christian Knill
Obmann des Fachverbandes der Maschinen und Metallwarenindustrie in der Wirtschaftskammer sowie CEO der Knill Gruppe, einem internationalen Anbieter für Komponenten der Energie-, Telekommunikationsbranche sowie Maschinenindustrie
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Faszination Metall: Das Beste der steirischen Metallindustrie