Mikroelektronik – wachsende Chancen durch schrumpfende Bauteile

GESPRÄCH MIT HEINZ MOITZI
Leiterplatte
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Vom Smartphone bis zum smarten Auto: Ohne Mikroelektronik steht das moderne Leben still. Wir haben den Experten Heinz Moitzi zur Faszination Mikroelektronik befragt.

Sehr geehrter Herr Moitzi, was macht die Mikroelektronik-Industrie und wofür benötigen wir deren Produkte?

Herr Moitzi: Die Mikroelektronik ist die Basis für alle elektronischen Geräte. Unter Mikroelek­tronik versteht man kleinste elektronische Schaltungen, die wiederum aus elektronischen Bauteilen (Chips, Widerstände, Leiterplatten, etc.) bestehen. Ein Leben ohne Mikroelektronik ist in der heutigen Welt unvorstellbar, man begegnet ihr auf Schritt und Tritt: Das beginnt morgens mit dem Smartphone als Wecker, der elek­trischen Kaffeemaschine, dem smarten Auto und vielem mehr.

Was fasziniert Sie persönlich an der Mikroelektronik?

Herr Moitzi: Es ist der Bereich, der die Veränderung in der Gesellschaft in den letzten zwei Jahrzehnten am stärksten geprägt hat. Denken Sie alleine an das Mobiltelefon/Smartphone oder die aktuelle Entwicklung zum Auto mit elektrischem Antrieb. Alles ist ständig in Bewegung, es finden enorme Entwicklungssprünge statt. Diese Veränderun­gen mitzugestalten ist für mich persönlich die größte Triebfeder. Und es freut mich, dass ich täglich einen kleinen Beitrag dazu leisten kann, dass sich die österreichische Industrie im Bereich Elektronik ständig weiterentwickelt und in vielen Bereichen an der Weltspitze mitspielt.

Im Süden Österreichs (Steiermark, Kärnten) gibt es ein Stärkefeld im Bereich Mikroelektronik. Warum ist das so?

Herr Moitzi: Jahrhundertelang waren die Steiermark und Kärnten vom Bergbau und daraus resultierend von der Schwerindustrie geprägt. Diese befand sich in den 80er Jahren in einer großen Krise, man musste sich prak­tisch neu erfinden. Und da die Schwerindus­trie auch technikgetrieben war, war diese Richtung in Kombination mit einer cleveren Ansiedlungspolitik von internationalen Un­ternehmen naheliegend. Das war der ideale Nährboden für heute erfolgreiche Unterneh­men in der Mikroelektronik wie Infineon, ams, NXP und auch AT&S. Und natürlich gibt es in dieser Region auch entsprechende Universitäten und Hochschulen, z.B. die Montanuni Leoben, die FH Joanneum, die TU Graz, etc.

Wie schätzen Sie die Zukunftssicherheit von Berufen in der Mikroelek­tronik – über alle Ausbildungsstufen hinweg – ein?

Herr Moitzi: Das ist einer der zukunftsträchtigsten Bereiche überhaupt. Die Elektronik – und damit auch die Mikroelektronik – wird in Zukunft eine noch viel stärkere Rolle spielen. Daher werden Menschen mit einer Ausbildung und Leidenschaft für diesen Bereich stärker als je zuvor nachgefragt werden. Das Ausbil­dungsniveau wird noch weiter steigen – es wird in Zukunft kombinierte Berufsbilder geben, die früher von 2 oder 3 Spezialis­ten durchgeführt wurden. Das heißt: Es braucht Menschen, die über den berühmten Tellerrand schauen, die große IT-Kompe­tenz haben und für die Veränderung etwas Positives bedeutet. Und für diese Menschen wird es besonders spannende Jobs -vor allem im Süden Österreichs – geben.

AT&S ist der größte österreichische Investor in China. Welchen Stellenwert haben die österreichischen Produk­tionsstandorte für AT&S?

Herr Moitzi: Die österreichischen Standorte haben für AT&S nach wie vor eine besondere Bedeutung: Erstens befindet sich hier unser Hauptsitz, hier hat unsere Entwicklung zu einem internationalen Unternehmen begonnen, von hier wird sie nach wie vor gesteuert. Hier findet auch die grundsät­zliche Forschungs-und Entwicklungsarbeit statt. Zweitens können wir von Öster­reich aus nah zu den Automotive- und Industriekunden vor allem in Deutschland besonders flexibel und rasch Spezialpro­dukte und -anforderungen liefern. Ohne den Schritt nach Asien wären wir aus zwei Gründen nicht mehr wettbewerbsfähig: Zum einen befindet sich die gesamte Wertschöp­fungskette der Elektronikindustrie in Asien und zum anderen natürlich auch aufgrund der Kostensituation. Aber es gibt ein klares Bekenntnis zu den österreichischen Standorten und wir investieren auch laufend in Österreich.

Wir wechseln das Thema: Welchen Ratschlag können Sie aus Ihrer Erfahrung heraus heute 15-jährigen mit auf den Weg geben?

Herr Moitzi: Neugierig sein, eine Ausbildung im Bereich Elektronik oder Technik machen und die Möglichkeiten des Gestaltens nützen, die es hier wie in keinem anderen Job gibt.


Ing. Heinz Moitzi

Vorstand Operations und Technik bei AT&S AG (im Ruhestand), einem führenden Hersteller von Leiterplatten für die Bereiche Telekommunikation, Automotive, Industrie und Medizintechnik.

Herr Moitzi, geboren im Jahr 1956, absolvierte eine Elektroinstallationslehre, besuchte anschließend die HTBL für Elektrotechnik und arbeitete nach der Matura als Messtechniker an der Montanuniversität Leoben. Seit 1981 ist er bei AT&S tätig


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