DI Amira Derado

Auf meiner Visitenkarte steht…

Concept Engineer, Chip Card und Security, Infineon Technologies AG, Development Center Graz

Das heißt:

Am Infineon-Standort in Graz werden Micro-Chips entwickelt. Ich erarbeite Konzepte für kontaktlose Micro-Chips, die im Bereich Transport & Ticketing (zum Beispiel bei elektronischen Fahrkarten) eingesetzt werden. Als „Concept Engineer“ (Konzeptingenieurin) bin ich die Schnittstelle zwischen den Kundenanforderungen und unseren EntwicklerInnen. Ich kläre die Anforderungen, die unsere Chips erfüllen müssen: Wo werden diese eingebaut? Welche Funktionen müssen sie erfüllen? Wie viele Daten müssen auf den Chips gespeichert werden? Wie lange müssen diese funktionieren? Und so weiter. So entsteht ein detaillierter Katalog mit technischen Anforderungen, den meine Kollegen in der Chip-Entwicklung berücksichtigen müssen. Das Ergebnis soll das beste Zusammenspiel zwischen den notwendigen Funktionen, Leistungsfähigkeit, Sicherheit und Qualität bieten – und das bei möglichst kleiner Chipfläche. Der Entwicklungsprozess für so einen Micro-Chip dauert ca. 2-4 Jahre.
Aktuell beschäftigen wir uns gerade damit, wie wir die klassischen „Fahrkarten-Chips“ um zusätzliche Funktionen, wie zum Beispiel elektronische Bezahlung erweitern können. Ganz wichtig ist es auch, für unsere Chips immer neueste Sicherheitstechnologien zu verwenden, damit Hackerattacken auf das System und Missbrauch verhindert werden können.

Die drei wichtigsten Utensilien für meine tägliche Arbeit sind:

Meine Arbeit kann grob in drei Phasen unterteilt werden, in denen ich verschiedene Hilfsmittel benötige:
– Kommunikation – Telefon, Chat und Telekonferenz. Besonders in der frühen Phase der Entwicklung ist Kommunikation extrem wichtig, um unterschiedliche Sichtweisen und Ideen zu einer gemeinsamen Produktdefinition zusammenzuführen.
– Analyse – Um aus der Produktdefinition systematisch konkretere technische Anforderungen zu gewinnen, sind Computerprogramme wie Microsoft Excel, Mind-Map, Simulations- und Datenauswertungstools wichtig.
– Spezifizieren – So eine Produktdefinition kann mehrere 1.000 Seiten lang sein. Damit alle Informationen in einem Dokument festgehalten werden können, sind Textverarbeitungsprogramme unverzichtbar!

Mein typischer Arbeitstag:

Ich habe einen sehr abwechslungsreichen Beruf – und so muss ich z.B. kommunizieren (telefonieren, Besprechungen abhalten oder E-Mails schreiben), recherchieren welche Anforderungen der Chip erfüllen muss, Ideen entwickeln, Spezifikationen schreiben, Ergebnisse zusammenfassen, Workshops organisieren, usw. Jeden Tag mache ich mir eine kleine „To Do“ Liste und reihe die Aufgaben nach Wichtigkeit und Dringlichkeit. Es kommt aber oft vor, dass ich meine „To Do“ Liste während des Tages abändern muss – und trotzdem darf ich den „Faden“ nicht verlieren und muss Abgabetermine einhalten.

An meinem Beruf fasziniert mich, dass ….

… wir elektronische Chips bauen, die das Leben des Menschen erleichtern. Am Anfang gibt es ein paar Ideen und Anforderungen, die dann durch einen faszinierenden Entwicklungsprozess letztendlich in Form eines Chips realisiert werden. Wir bieten Lösungen für die drei zentralen Bedürfnisse der modernen Gesellschaft: Energieeffizienz, Mobilität und Sicherheit.

Diese Charaktereigenschaften braucht man in meinem Beruf unbedingt:

Neben gutem technischem Know-how braucht man die ständige Bereitschaft, Neues zu erlernen. Wichtig sind aber auch die sogenannten Soft-Skills wie Kommunikationsfähigkeiten, Verhandlungsgeschick, Kompromissbereitschaft, Teamfähigkeit und Organisationstalent. Ja, auch als Technikerin muss man gerne mit Menschen arbeiten.

Diese Erfindung hätte ich gerne gemacht bzw. würde ich gerne machen:

Wenn ich an mich, meine Arbeit und meine Kinder denke dann würde ich am liebsten eine Schule „schaffen“, die Kinder lehrt, mit Freude und Neugier Neues zu erlernen. Eine Schule, in der es möglich ist Fehler zu machen – solange man etwas dabei lernt und wo das neu Erlernte letztendlich auch gleich angewendet wird. Eine Schule, die begeistert, die fasziniert und in der spielerisch gelernt wird. In der verschiedene Disziplinen – wie Mathematik und Musik, Sport und Geschichte und so weiter miteinander kombiniert werden. Eine Schule, die den Kindern Selbstvertrauen gibt und zeigt, dass man alles schaffen kann.

Meine Ausbildung:

In meiner Heimatstadt Sarajevo habe ich die Volksschule und ein Realgymnasium mit dem Schwerpunkt „Mathematik“ besucht. An der Universität Sarajevo habe ich auch das Studium der Elektrotechnik begonnen – musste es aber aufgrund des Balkan-Krieges unterbrechen und war während der Kriegsjahre für eine UN-Hilfsorganisation tätig. Mitte der 1990er Jahre bin ich dann nach Graz übersiedelt und habe dank eines Stipendiums das Studium der Elektrotechnik an der Technischen Universität in Graz fortsetzen können. Seitdem ich berufstätig bin, hatte ich immer wieder die Möglichkeit an unterschiedlichen Weiterbildungen innerhalb und außerhalb des Unternehmens teilzunehmen. So konnte ich mich ständig weiterentwickeln.

Mein liebstes Fach in der Schule:

Mathematik und theoretische Physik waren meine absoluten Lieblingsfächer in der Schule. Fragen wie „Wie verändert sich die Flugbahn eines Balles, wenn ich den Winkel ändere?“ haben mich immer schon fasziniert. Später habe ich auch noch die Sprachen für mich entdeckt. Ja und Musik- ich habe immer gerne musiziert.

Mein Berufswunsch als Teenager:

Ich wusste schon als Teenager, dass es etwas im Bereich der „angewandten Mathematik“ sein würde. Damals wusste ich allerdings noch nicht, dass es so viele verschiedene Möglichkeiten gibt…

Was würde ich meinem jungen „ich“ raten:

Meinem jungen „ich“ würde ich zwei Ratschläge geben: – Erstens: Ergreife viele Möglichkeiten um Neues auszuprobieren, sei es in der Schule oder in Form von Ferialjobs. Spiele ein Instrument, lerne Sprachen, betreibe Sport und so weiter. Eine breitgefächerte Ausbildung lohnt sich auf jeden Fall! – Und zweitens: Sei geduldig! Wenn du fleißig bist, wirst du deinen Weg schon finden, denn Fleiß lohnt sich! Und mache dir keine großen Gedanken über die Zukunft. Wenn du es willst, kannst du sie dir selbst gestalten.

Meine Berufsentscheidung entscheidend beeinflusst hat/haben…

Meine Berufsentscheidung wurde ganz stark durch mein Umfeld beeinflusst. Meine Mutter – ihre Berufstätigkeit und Zielstrebigkeit – war mir immer ein Vorbild. Sie hat mich letztendlich darin bestärkt, ein technisches Studium anzufangen.