DI Andreas Lessiak

Auf meiner Visitenkarte steht…
Lead Architect, JCOP, NXP Semiconductors Gratkorn
Also “Chef-Architekt” für ein Java Card Betriebssystem (Software), das speziell für die Mikrochips von NXP entwickelt wurde.
Das heißt:
NXP Semiconductors ist ein weltweit führendes Mikroelektronik-Unternehmen. Der Standort Gratkorn mit etwa 500 Mitarbeiter_innen ist die Österreichzentrale des internationalen Konzerns und das Kompetenzzentrum für sichere kontaktlose Identifikationssysteme. Hier werden einerseits Microchips designed, und andererseits eben auch die Software dafür geschrieben. Auch die globale Marketing- und Produktmanagement-Verantwortung für viele Produkte liegt in Gratkorn.
Ich bin Software-Architekt und definiere in Abstimmung mit unseren Kunden die Anforderungen und die Funktionalität für das Betriebssystem sowie die Funktionsweise des gesamten Chip. Die Software auf dem Chip legt also fest, was die einzelnen Chips in Kredit- und Bankomatkarten oder Reisepässen speichern und „wissen“. Diese sensiblen Daten verlangen ein besonderes Maß an Qualität und Verlässlichkeit. Die von mir definierten Funktionen werden dann von den Entwicklern umgesetzt. Zurzeit arbeiten wird gerade daran, das Bezahlen mit dem Handy zu vereinfachen.
Die drei wichtigsten Utensilien für meine tägliche Arbeit sind:
- Laptop – Meine „tägliche Arbeit“ wäre ohne Laptop oder PC gar nicht möglich. Am Laptop lese und beantworte ich E-Mails, schreibe ich Anforderungsprofile und so weiter.
- Telefon – Für die Kommunikation ist neben dem Laptop noch das Telefon ganz wichtig. Mein Team ist auf mehrere Unternehmensstandorte in Deutschland, Indien, Polen und den USA verteilt, so dass wir alles auf elektronischem Wege oder in Telefonkonferenzen besprechen.
- Whiteboard und Stift – In der Software-Architektur geht es darum Designs zu entwickeln und Funktionen sinnvoll anzuordnen. Für den perfekten Überblick werden diese am Whiteboard (oder auch einer Tafel) aufgezeichnet und gemeinsam mit Kollegen weiterentwickelt und besprochen.
Mein „typischer“ Arbeitstag:
Ich werde versuchen, einen typischen Arbeitstag zu skizzieren, denn mein Beruf zeichnet sich durch viel Abwechslung aus. Ich arbeite meist von 8 bis 18 Uhr. Den Vormittag verbringe ich damit meine E-Mails zu lesen und zu beantworten. Die spannenden Fragen dabei sind: Sind Probleme aufgetreten? Läuft alles nach Plan? Braucht irgendjemand aus dem Team Unterstützung? Diese Themen werden dann auch gleich besprochen und gelöst.
Die Nachmittage verbringe ich dann mit der Entwicklung neuer Designs, der technischen Diskussion mit Kolleg_innen und dem Beheben von auftretenden Fehlern. Unser Betriebssystem wird mehrmals im Monat verbessert und erneuert. Der spätere Nachmittag ist dann die ideale Zeit um mit internationalen Kunden zu telefonieren und deren Wünsche zu definieren. Circa 25 Prozent meiner Zeit verbringe ich im Ausland – meist bei Kunden oder in anderen Team-Standorten.
An meinem Beruf fasziniert mich, dass…
… ich mich mit der Zukunft beschäftigen darf,
… jede Entwicklung eine neue ist und sich nichts wiederholt und natürlich
… ich die Ergebnisse meiner Arbeit in fertigen Produkten sehen kann. Ich selbst nutze die von mir geschriebene Software auf Bankomat- und Kreditkarten, Reisepässen, etc. Das macht schon ein bisschen Stolz
Diese Charaktereigenschaften braucht man in meinem Beruf unbedingt:
Wer jetzt das Bild vom „Computerfreak“ im Kopf hat wird sich wundern, aber Teamfähigkeit ist eine der wichtigsten Eigenschaften in meinem Beruf. Das setzt natürlich auch voraus, dass sich alle Teammitglieder auf einen verlassen können.
Software-Architekten müssen „genau“ sein. Es ginge zu weit zu sagen, dass wir alle „i-Tüpferl-Reiter“ sind, aber unsere Produkte werden zu Millionen produziert und verkauft, da hat ein Fehler riesige Auswirkungen.
Und wie für die meisten technischen Berufe gilt „Neugier“ hilft. Dinge und Zusammenhänge verstehen zu wollen ist eine der Grundbedingungen für eine gute Technikerin bzw. einen guten Techniker.
Diese Erfindung hätte ich gerne gemacht bzw. würde ich gerne machen:
Es gibt zum Glück schon ein paar Erfindungen die ich mit meinem Team entwickelt habe. Besonders stolz bin ich darauf, dass wir es geschafft haben, unsere Betriebssysteme „over the air“ zu aktualisieren. Das heißt, wir können z.B. Handy-Chips aktualisieren und dabei keine Userdaten verlieren, ohne dass die Geräte alle wieder eingesammelt werden müssen.
Meine Ausbildung:
Ich bin gebürtiger Kärntner und habe in Klagenfurt zunächst den Real-Zweig des Bachmann-Gymnasiums besucht. Danach habe ich an den Informatikzweig der HTL gewechselt. An der Technischen Universität in Graz (TU) habe ich dann Telematik studiert und während des Studiums schon immer wieder für NXP gearbeitet.
Mein liebstes Fach in der Schule:
Turnen
Mein Berufswunsch als Teenager:
Als ich die Phase hinter mir lassen konnte in der ich Feuerwehrmann werden wollte, war es mein Wunsch „Unternehmer“ zu werden, also selber Produkte entwickeln und mein eigener Chef sein. In der Schulzeit tauchte ich durch das „Basteln“ dann immer tiefer in die Welt der Technik ein und so landete ich bei der Software die immer die Grundlage ist, egal was man programmieren möchte.
Meinem jungen „ich“ würde ich raten:
Das ist eine schwierige Frage. Ich bin sehr zufrieden, dass sich alles so entwickelt hat – es gibt also nichts, das ich ändern oder anders gemacht haben möchte. Der einzige Ratschlag den ich davon ableiten kann ist: Man muss sich auf Dinge einlassen, damit diese sich entwickeln können.
Meine Berufsentscheidung entscheidend beeinflusst hat…
…meine Eltern, obwohl diese kaufmännische Berufe hatten. Sie haben mein Talent und meine Neigung in Richtung Technik gefördert. So gesehen ist es zu einem großen Teil meinen Eltern zu verdanken, dass ich heute Techniker bin.