Ing. Martin Teichmann

Auf meiner Visitenkarte steht…
Senior Engineer Advance Development Innovations Engineering Bogies (Entwicklungsingenieur für Fahrwerke), Siemens AG Österreich
Das heißt:
Die Siemens AG Österreich produziert in Graz – Eggenberg Fahrwerke für Schienenfahrzeuge, also z.B. Straßenbahnen, U-Bahnen, S-Bahnen, Intercityzüge, Hochgeschwindigkeitszüge und Lokomotiven. Unsere Produkte kommen weltweit zum Einsatz. Das Fahrwerk umfasst alles, was gebraucht wird, damit der Zug auf Schienen fahren kann (Räder, Federn, Dämpfer, Drehgestell usw.).
Als Entwicklungsingenieur bin ich dafür mitverantwortlich, dass alles Notwendige vorentwickelt wird, damit in Zukunft die richtigen Fahrwerkskonzepte und Technologien zur Verfügung stehen. Ich beschäftige mich zur Zeit mit Entwicklungen, die wir in 3-10 Jahren in Betrieb sehen können.
Die drei wichtigsten Utensilien für meine tägliche Arbeit sind:
Das wichtigste Hilfsmittel für meine Arbeit ist – wie bei vielen anderen auch – der Computer. Den brauche ich für verschiedenste Aufgaben. Einerseits zum Kommunizieren via E-Mail, aber auch für live-Videokonferenzen mit Kolleg_innen, Kunden und Forschungspartner_innen in der ganzen Welt. Den Computer brauche ich aber auch für die Erstellung von 3-D-Modellen – damit wir gleich sehen können, wie unsere Konstruktionen einmal ausschauen werden. Mit den von uns gesammelten Daten können unsere Computer für das weltweite Streckennetz berechnen, wie sich eine Zuggarnitur an jeder beliebigen Position verhalten wird. Das ist wirklich spannend.
Darüber hinaus ist es für meine Arbeit als Entwickler sehr wichtig, viele Experten um mich zu haben. Das können Kolleg_innen, aber auch Mitarbeiter_innen und Forscher_innen an Hochschulen oder bei Kunden sein. Wichtig ist immer zu wissen, wer bei einer Fragestellung weiterhelfen könnte.
Mein „typischer“ Arbeitstag:
Für mich gibt es keinen typischen Arbeitstag. Der Tagesablauf ist von den jeweiligen Projekten, Aufgaben und Anfragen abhängig. Siemens ist weltweit aktiv, und so gilt es immer, verschiedene Zeitzonen, Kundenbedürfnisse und Vorgaben zu berücksichtigen.
Ich verbringe meine Tage mit Entwicklungsarbeit und vielen Gesprächen mit Kolleg_innen und Expert_innen in offiziellen Besprechungen, aber auch „im Vorbeigehen“. Dadurch, dass ich innerhalb von Siemens ein „Experte“ bin (das ist eine eigene Kategorie von Mitarbeiter), werde ich immer wieder mit völlig neuen Fragen konfrontiert und betreue für das Unternehmen unbekannte Themen. Dabei ist mein Erfindergeist regelmäßig gefordert.
An meinem Beruf fasziniert mich, dass…
… es immer wieder neue technische Herausforderungen zu lösen gibt
… Schienenfahrzeuge nach wie vor große Entwicklungspotentiale haben und einen großen Beitrag für Umweltschutz und Nachhaltigkeit leisten können.
… ein Schienenfahrzeug viel komplexer und komplizierter als ein Flugzeug ist. Die Bauteile stehen miteinander in Wechselwirkung, und unsere Produkte sind sicherheitsrelevant – das heißt wir tragen die Verantwortung für unsere Fahrgäste.
Diese Charaktereigenschaften braucht man in meinem Beruf unbedingt:
Um meinen Beruf gut machen zu können braucht man:
- Identifikation mit dem Produkt
- Kommunikationsfähigkeit – sich mit Anderen austauschen
- Kreativität – Technik als Ausdrucksmittel von Kreativität mit der Möglichkeit etwas zu verändern
- Freude, Zusammenhänge zu erkennen und zu verstehen
- Und natürlich die Fähigkeit zu langfristigem Denken, Kontinuität und Durchhaltevermögen
Diese Erfindung hätte ich gerne gemacht bzw. würde ich gerne machen:
Ich bin seit mittlerweile 25 Jahren im Unternehmen und habe mit Siemens schon sehr viele Patente angemeldet. Im Jahr 2007 wurde ich gar als „Erfinder des Jahres“ innerhalb der gesamten Siemens-Gruppe ausgezeichnet.
Von meinen Entwicklungen sind viele bereits umgesetzt, einige noch nicht. Was ich sehr gerne umsetzen würde ist, den Energiebedarf von Zügen drastisch zu reduzieren. Wir sollten so schnell wie möglich modernste Technologie für die Nachhaltigkeit des Transportwesens einsetzen.
Meine Ausbildung:
Ich besuchte eine Klasse, die Teil des Schulversuchs einer „integrierten Gesamtschule“ war – also die sogenannte Hauptschule mit je 3 Leistungsgruppen in Deutsch, Mathematik und Englisch. Danach zog es mich an die HTL in Hallein bei Salzburg, Fachrichtung Maschinenbau-Betriebstechnik. Nach dem Bundesheer startete ich in Graz das Studium für Maschinenbau. Das Studium stellte für mich eine enorme Horizonterweiterung dar. Ich begriff, was technisch alles gedacht werden kann und habe die technische Forschungsarbeit kennengelernt. Neben meinem Studium war ich immer schon in Kontakt mit Siemens und baute Prüfstände für das Unternehmen. Nach 6 Semestern an der Universität war mir klar, dass die Entwicklungen im Unternehmen wesentlich schneller voran gingen als an der Universität, und so wechselte ich zu Siemens. Einen großen Anteil an dieser Entscheidung trugen meine damaligen Kollegen bei Siemens – brillante, vorausblickende Menschen.
An dieser Stelle sollte ich vielleicht zugeben, dass ich während meines Studiums Phasen durchlebte, die man als „Technikfrust“ bezeichnen könnte. Ich stellte mir die Frage, ob ich mit „Technik“ tatsächlich etwas beitragen und verbessern konnte. Zu meinem Glück, stieß ich in dieser Phase auf Schienenfahrzeuge – und diese sind für mich Technik in ihrer positivsten Form, nämlich nachhaltig und komfortsteigernd.
Mein liebstes Fach in der Schule:
Meine liebsten Unterrichtsgegenstände waren Mathematik und Physik. Das liegt zu einem großen Teil an meinem Lehrer, mit dem wir z.B. im Turnunterricht den idealen Winkel fürs Kugelstoßen errechneten etc. Durch ihn habe ich erfahren, dass Mathematik und Physik die Grundlagen für das Erkennen der Zusammenhänge in der Welt ist. In meiner Freizeit habe ich immer schon gebastelt und gewerkt.
Mein Berufswunsch als Teenager:
Von Kindheitstagen an wollte ich immer schon Konstrukteur werden – warum, das weiß ich nicht mehr.
Meinem jungen „ich“ würde ich raten:
An mein junges „ich“ habe ich keine Ratschläge. Prinzipiell rate ich jungen Menschen: Glaub an dich und stärke deine Interessen! Pflege deine Interessen und probiere in diesem Zusammenhang vieles aus. Versuche neben Schule/Studium durch Ferialjobs in deinem Interessengebiet Erfahrungen zu sammeln, Menschen, Betriebe und Bereiche kennenzulernen.
Meine Berufsentscheidung entscheidend beeinflusst hat…
Mir fällt keine Person ein, die meine Berufsentscheidung beeinflusst hat. Dass ich Konstrukteur werden wollte, war mir immer schon klar. Meine Eltern haben mich darin immer unterstützt, und ich hatte viele tolle Lehrer.