Thomas Illigasch

Auf meiner Visitenkarte steht…
Ich habe zwei Visitenkarten. Auf der Karte für Graz steht: Montagegruppenleiter. Und auf der Karte für meine „Auslandseinsätze“ kann man „Site Erection, Senior Supervisor“ lesen.
Mein Betrieb produziert…
ANDRITZ ist ein internationaler Technologiekonzern der Anlagen, Maschinen und Geräte für eine Vielzahl von möglichen Anwendungen auf der ganzen Welt produziert. Die Geschäftsfelder der ANDRITZ reichen von Wasserkraftanlagen für die Stromerzeugung, über Anlagen zur Papiererzeugung bis hin zur Metallbearbeitung und Trennung von festen und flüssigen Stoffen.
Ich bin einerseits im Stammwerk hier in Graz für die Montagegruppen rund um Kreiselpumpen und Turbinen verantwortlich, bin aber auch weltweit unterwegs, um die in Graz erzeugten Anlagen aufzubauen und in Betrieb zu nehmen. Man kann sagen, dass ich Teile unserer Anlage von der Produktion bis zur Inbetriebnahme betreue.
Die drei wichtigsten Utensilien für meine tägliche Arbeit sind:
Der Computer zum Lesen und Beantworten der E-Mails. Anhand dieser E-Mails kann ich entscheiden, was wann wo und von wem zu tun ist.
Mein „schlaues“ Buch, in dem ich alle wichtigen Informationen notiere, die ich beim Morgenrundgang von Kollegen bekomme. Jedes unserer Endprodukte – wie z.B. eine Kreiselpumpe – wird genau auf die Bedürfnisse unserer Kunden abgestimmt. Die Besonderheiten im Produktionsprozess eines jeden Teils halte ich in diesem Buch fest.
Ein Rollmaßband habe ich auch immer dabei. Augenmaß ist gut, aber für eine erste Kontrolle ist ein Rollmaßband ein unverzichtbarer Begleiter.
Mein „typischer“ Arbeitstag:
Wie mein „Arbeitstag“ ausschaut, hängt ganz davon ab, ob ich im Werk in Graz oder irgendwo im Ausland auf einer Baustelle bin.
In Graz arbeite ich von 6:00 bis 14:30 Uhr. Ich starte meinen Tag mit einem Rundgang durch die Abteilungen um die Projekte für den Tag zu besprechen. Danach bin ich so etwas wie die „Feuerwehr“ für meine MitarbeiterInnen. Sobald technische Probleme auftreten, versuche ich diese zu lösen bzw. hole mir Unterstützung von den Technikern in der Konstruktion. Da keines unserer Produkte exakt dem anderen gleicht, müssen wir oft neue Lösungen finden. Es ist immer wieder ein gutes Gefühl zu sehen wenn eine neue Idee funktioniert. Daneben plane ich Aufträge, koordiniere Termine und bestelle Materialien bzw. achte darauf, dass unsere hohen Qualitätsstandards eingehalten werden.
Auf Montagen im Ausland bin ich meist bis zu vier Wochen am Stück und damit beschäftigt, die Pumpen, die wir in Graz erzeugen direkt bei den Kunden aufzubauen. Meine „Job“ ist dann abgeschlossen, wenn die Pumpe funktioniert, alle garantierten Werte erreicht werden und die MitarbeiterInnen bei den Kunden unsere Anlage selbständig bedienen können. Unsere Kunden sind auf der ganzen Welt zu Hause – und so hat es mich schon nach China, Saudi Arabien, Großbritannien, Spanien und in die Türkei verschlagen.
An meinem Beruf fasziniert mich, dass…
… ich mich jeden Tag mit neuen Herausforderungen beschäftigen kann. Da wir keine Serienproduktion haben, gibt es immer neue Herausforderungen. Ich bin seit 25 Jahren im Unternehmen und bin es gewohnt, eigenverantwortlich zu arbeiten – und mich im Umgang mit KollegInnen und KundInnen mit verschiedenen Kulturen auseinanderzusetzen.
Diese Charaktereigenschaften braucht man in meinem Beruf unbedingt:
Durchhaltevermögen – in einem technischen Beruf darf man sich nicht von einem Rückschlag entmutigen lassen. Es kommt auch vor, dass erst die dritte Idee zur besten Lösung führt.
Gelassenheit – Wenn es darum geht Entscheidungen zu treffen, ist es wichtig mit Ruhe an die Sache heranzugehen, die Möglichkeiten abzuwägen und sich auf sein Detailwissen zu verlassen.
Einfühlungsvermögen – egal ob im Umgang mit MitarbeiterInnen oder KundInnen. Jeder der mit Menschen zu tun hat braucht auch Einfühlungsvermögen.
Diese Erfindung hätte ich gerne gemacht bzw. würde ich gerne machen:
Diese Frage ist für mich einfach zu beantworten: Beamen. Durch das tägliche Pendeln – ich wohne im Burgenland – und die Langstreckenflüge zu den Baustellen geht sehr viel Zeit „verloren“.
Meine Ausbildung:
Volksschule, Hauptschule und den Polytechnischen Lehrgang habe ich in Jennersdorf im Burgenland besucht. Danach habe ich beschlossen, bei ANDRITZ eine Lehre als „Maschinenschlosser“ (Metalltechnik – Maschinenbautechnik) zu machen. Nach der Lehrabschlussprüfung und ein paar Erfahrungsjahren habe ich noch die Werkmeisterschule für Maschinenbau und Betriebstechnik abgeschlossen. Was ich ganz spannend finde ist, dass sicher 80 Prozent meiner Kollegen aus der Lehrzeit auch heute noch bei ANDRITZ in Graz beschäftigt sind und auch die meisten Führungspositionen im Werk mit ehemaligen Lehrlingen, die sich weiterqualifiziert haben, besetzt sind.
Mein liebstes Fach in der Schule:
Mein liebstes Fach in der Schule war Mathematik – bis auf die binomischen Formeln, die haben keinen Spaß gemacht.
Mein Berufswunsch als Teenager:
Ich wollte ganz lange Feuerwehrmann werden! Danach hätte ich mir auch gut vorstellen können wie mein Bruder Betriebselektriker zu werden. Meine Eltern haben mir aber ganz stark zur Metalltechnik geraten. Ich habe den Rat befolgt und bis heute nicht bereut.
Meinem jungen „ich“ würde ich raten:
Dem jungen Thomas rate ich auf alle Fälle wieder eine technische Ausbildung zu machen. Wichtig ist es, bereit zu sein, sich ständig weiterzubilden – so eröffnen sich immer wieder neue Möglichkeiten.
Meine Berufsentscheidung entscheidend beeinflusst hat…
Als Kind war ich viel am Bauernhof meiner Großeltern und da hat sich schon gezeigt, dass ich etwas „technisches“ angehen sollte. Wie gesagt, meine Eltern haben mich dann stark beeinflusst.