Die Geschichte der Industrie

Von der Dampfmaschine zum "Internet der Dinge"
Dampfmaschine in Industriehalle

Als Revolutionen bezeichnet man grundlegende Umbrüche, die in relativ kurzer Zeit für eine große Veränderung der Gesellschaft sorgen. Wie Revolutionen ablaufen und welche Folgen sie wirklich haben, kann man eigentlich erst mit dem Blick zurück in die Geschichte beschreiben. Drei große industrielle Revolutionen haben wir bereits hinter uns, zwei davon haben unsere Großeltern selbst miterlebt.

1.0

Die erste industrielle Revolution ent­wickelte sich im Laufe des 18. Jahrhunderts in England auf Basis von zwei Erfindun­gen: dem mechanischen Webstuhl und der Dampfmaschine. Die Mechanisierung von Arbeit bedeutete, dass Arbeiten, die vorher von Menschen ausgeführt worden waren, nun von Maschinen erledigt wurden. Die Dampfmaschine machte Fabriken unab­hängig von Wind und Wasserläufen und ermöglichte als Antrieb von Lokomotiven und Schiffen den wesentlich schnelleren und effizienteren Transport von Gütern über große Strecken. Diese industrielle Revolution veränderte unsere Gesellschaft grundlegend: Aus einer großen Masse von Lohnarbeitern entstand die Arbeiterbewe­gung, billige Massenproduktion ermöglichte Wohlstand für Viele, die Wirtschaft änderte sich grundlegend.

2.0

Die zweite industrielle Revolution setzt in den 1870/1880ern ein. Die Elektrifizierung und damit die Möglichkeiten der Elektrotechnik steigert die Leistungsfähigkeit der Maschinen und ermöglicht die weitere Industrialisierung etwa der chemischen (Kunst- und Farbstoffe) und der Elektroindus­trie. Erdöl und Gas werden als Alternative zu Kohle, Wasser- und Windkraft genutzt, mit dem Verbrennungsmotor beginnt bald die Mobilisierung der Gesellschaft. Henry Ford führt in den USA das Fließband ein, das die Möglichkeiten billiger Massenproduktion – und so weiterer Wohlstandsgewinne für die Gesamtbevölkerung – auf ein neues Niveau hebt.

3.0

Die dritte industrielle Revolution steht für die Digitalisierung der Gesellschaft und die Automatisierung von Produktionsabläufen. Der erste Computer wurde in den 1940er Jahren erfunden. Seine Weiterentwicklung war die Grundlage des Beginns der Raum­fahrt in den 1960er Jahren. Mit dem ersten Taschenrechner 1967 begann die private Nutzung digitaler Rechenleistung. Ab den 1970er Jahren wurde der Computer als PC für jedermann erschwinglich. GPS, Internet, Handy, Roboter, … es gibt unendlich viele Beispiele, wie diese digitale Revolution das Leben und die Wirtschaft auf der ganzen Welt binnen weniger Jahrzehnte veränderte.

4.0

Die vierte indus­trielle Revolution oder Industrie 4.0, auch Smart Produc­tion and Services, steht dafür, dass die Maschinen selbststän­dig sind, in gewisser Weise selbst denken  und miteinander bzw. auch mit dem Men­schen interagieren. Darauf bezieht sich auch das Stichwort „Internet der Dinge“. Industrie 4.0 führt dazu, dass auch in der Massenfertigung Einzelstücke zu niedrigen Kosten hergestellt werden. Die Produk­tion wird in Echtzeit am Bedarf ausgerichtet, was Lagerhaltung und Logistik massiv verän­dert. Die Maschinen sind intelligenter, können  sich selbst optimieren, konfigurieren und diagnostizieren. Die Arbeitsplätze verlangen zunehmend mehr IT-Kenntnisse, denn es geht vermehrt darum, Maschinen und Ro­boter zu bedienen, gemeinsam mit diesen zu arbeiten und diese weiterzuentwickeln. Es profitieren jene, die bereit sich, sich laufend fortzubilden. Der Bedarf an niedrig qualifi­zierten Arbeitnehmer:innen sinkt weiter.

Begriffelexikon – Was bedeutet . . .

Industrie 4.0

Entwicklung neuer Geschäftsmodelle unter Nutzung einer „Smart Factory“ und daraus entstehender „Smart Products“. Ziele sind die Realisierung von Wettbewerbsvorteilen durch effizientere Produktion bzw. neue oder bessere Leistungen für den Kunden, etwa durch kundenspezifische Massenfer­tigung.

Smart Factory

Die Automatisierung komplexer Abläufe einer Fabrik. Durch die Bestückung von Maschinen mit Sensoren „weiß“ die gesamte Fabrik, in welchem Zustand sich jede Maschine zu jeder Zeit befindet. So werden Arbeitsabläufe und Wartungsin­tervalle optimiert und bislang unbekanntes Wissen über Prozessschritte ermöglicht.

Smart Services

Produkte und internetbasierte Dienste verschmelzen im Zeitalter der Industrie 4.0 zunehmend zu Smart Services. Wenn man ein Produkt wie etwa ein Auto kauft, bekommt man dazu auch „Smart Services“ – also beispielsweise die Technik und das Datennetz für selbstfahrende Fahrzeuge. Damit ist am Produkt „Auto“ nicht nur der Hersteller beteiligt, sondern eine Fülle weiterer Unternehmen.

Interoperabilität

An Smart Services sind meist mehrere Unternehmen beteiligt, deren Leistungen gemeinsam angeboten werden. Interoperabilität ist die Voraussetzung für die Fähigkeit zur aktiven Zusammenarbeit verschiedener Komponenten, Systeme, Techniken oder Organisationen. Jeder, der einen Teil des Gesamtpaketes leistet, muss diesen Teil so gestalten, dass er wie in einem Puzzle mit den anderen zusammen­passt und kommunizieren kann.

Internet der Dinge

Menschen greifen auf das Internet zu, um Informationen zu beschaffen und miteinander zu kommunizieren. Im „Internet der Dinge“ können das auch Maschinen: Sie tauschen Daten und können aufeinander reagieren, ohne dass der Mensch unmittel­bar darauf Einfluss nehmen muss.

Big Data

Durch die Digitalisierung der Kommunika­tion bis hin zu Abermillionen Produktions­daten etwa einer Smart Factory entstehen immense Datenmengen – Big Data. Die He­rausforderung besteht darin, diese Daten­menge zu verwalten, für ein bestimmtes Thema relevante Daten herauszufiltern und neue Zusammenhänge zu erkennen.


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