Die zwei Seiten der Medaille. In der Physik steht Stabilität für ein System im Gleichgewicht, das sich ohne Einwirkung von außen nicht verändert. Was aber, wenn die Einflüsse von außen so stark werden, dass die Stabilität gefährdet ist? Dann braucht es Flexibilität, um dennoch im Gleichgewicht zu bleiben. Ganz ähnlich einem Baum, der fest verwurzelt ist und stabil im Wald steht, dessen Äste und Zweige sich jedoch flexibel im Wind bewegen können.
Stabilität in der Wirtschaft
Folgende zentralen Faktoren sorgen in einem Unternehmen für Stabilität:
Stabile Werte
Langfristig erfolgreiche Unternehmen verfügen über eine Identität, die sie unverwechselbar und attraktiv macht, auch wenn sie sich im Laufe der Zeit in vielerlei Hinsicht verändern und weiter- entwickeln. Das ist so ähnlich wie mit James Bond. Der Agent ist immer unbesiegbar; dennoch gehen seine Herausforderungen mit der Zeit (zunächst mit Abenteuern die dem Gut/ Böse Konzept des Kalten Krieges entsprechen, bevor größenwahnsinnige Persönlichkeiten die Bösewicht Rollen übernehmen). Der Held selbst bleibt immer unverwechselbar, trinkt Martini und fährt die schnellsten Autos.
Kundenbindung
Kund:innen und Lieferant:innen, die aufgrund langjähriger Erfahrungen einem Unternehmen vertrauen, sind eine zentrale Basis zur Überwindung von Krisen.
Ökonomische Stabilität
Finanzielle Rücklagen sorgen dafür, dass kurzfristige Zahlungsausfälle verkraftbar sind.
Struktur und Sicherheit
Gerade in Krisenzeiten, in denen viele Details anders ablaufen müssen als in ruhigen Zeiten, ist es wichtig, grundlegende Abläufe, Entscheidung- und Kommunikationsstrukturen aufrecht zu erhalten, um den MitarbeiterInnen Sicherheit zu geben.
Flexibilität & Agilität in der Wirtschaft
Flexibilität bedeutet, auf neue Situationen – etwa geänderte Kundenwünsche – schnell zu reagieren. Agilität bedeutet darüber hinaus, proaktiv zu agieren, neue Situationen im Voraus zu erkennen und notwendige Veränderungen bereits im Vorfeld einzuführen.
Kurzarbeit
In einer Krise bekommen die Betriebe weniger Aufträge. Die Kurzarbeitsregelung sieht vor, dass die Beschäftigten nur noch einen Teil der üblichen Arbeitszeit arbeiten oder für eine Weile ganz mit der Arbeit aussetzen. Die Firma zahlt nur den Lohn für die geleistete Arbeit. Der Staat zahlt Zuschüsse zum Arbeitslohn. Durch diese Regelung sollen möglichst viele Arbeitsplätze bewahrt bleiben und Unternehmen flexibel durch die Krise kommen.
Offenheit
Gute, vertrauensvolle Zusammenarbeit mit seinen Vorgesetzten und ein stets offenes Ohr für neue Ideen sind wichtige Grundlagen für agiles und flexibles Handeln.
Organisation
Je kürzer die Entscheidungswege und je klarer die Entscheidungsstrukturen sind, desto wendiger und flexibler kann ein Unternehmen auf kurzfristige Veränderungen reagieren.
Flexible Geschwindigkeit
Während im Alltag klare Strukturen dominieren, in der die Entwicklung und Zulassung eines neuen Impfstoffes einige Jahre dauert, gelingt es in Krisenzeiten, aus der Routine auszubrechen und ohne Qualitätsverluste wesentlich rascher ans Ziel zu kommen. Viele Unternehmen haben in der Krise sehr flexibel reagiert und ihr Produktsortiment erweitert oder umgestellt. Das Unternehmen HAGE beispielsweise hat seine Sondermaschinenproduktion kurzfristig auf die Produktion von Beatmungsgeräten erweitert.
Vertrauen
Vertrauen ist ein zentraler Stabilitätsfaktor und gleichzeitig Grundlage für die Akzeptanz von Veränderungen. Dies gilt für das Vertrauen in die eigenen Stärken ebenso wie für das Vertrauen, das andere in einen setzen.
Pharma Produktionsanlagen – Experteninterview mit Alfred Marchler