Corona: Challenge Accepted

Corona: Challenge Accepted
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Was Unternehmen ausmacht? Die Eigenschaft, Herausforderungen anzunehmen und proaktiv nach Lösungen zu suchen. Dieser Zugang zeigt sich vor allem in der Pandemie. Industriebetriebe und andere Unternehmen haben es offenbar gelernt, Herausforderungen nicht lange zu hinterfragen, sondern den Fokus darauf zu legen, sie zu meistern. Wir stellen drei Unternehmen vor, die neben Standards wie Abstand halten, Masken tragen und Händehygiene noch ganz andere Hebel gegen Corona in Stellung bringen.

PAYER GROUP

Vor 75 Jahren gegründet, entwickelt und fertigt die PAYER Group Produkte für die Geschäftsfelder Healthcare & Medical sowie Home, Beauty & Personal Care für weltweit führende Marken. Der Hauptsitz der Unternehmensgruppe befindet sich in St. Bartholomä, weiters wird an Standorten in Ungarn und China produziert. Insgesamt sind rund 1.100 MitarbeiterInnen im Einsatz.

Verantwortung als Motivations-Turbo

Da die PAYER Group am Standort in China schon deutlich früher auf Corona reagieren musste, konnten die Maßnahmen in Österreich auf Basis der dortigen Erfahrungen reibungslos implementiert werden. So konnte in der Produktion der Betrieb nicht nur ohne Kurzarbeit aufrecht erhalten werden:
Bei der Herstellung von Wasserkammern  für Beatmungsgeräte konnte man auch einen gestiegenen Bedarf decken. Als Rad im Getriebe der medizinischen Versorgung von COVID-Patient:innen war allen bewusst, dass die durchgängige Produktion von hoher Bedeutung ist.
Das Unternehmen setzte eine eigene Taskforce ein, um mit allen MitarbeiterInnen laufend und sehr transparent zu kommunizieren: „Was geschieht gerade?“, „Welche Maßnahmen werden gesetzt?“, „Wie geht es weiter?“ Diese Klarheit gab der gesamten Belegschaft die nötige Sicherheit, um gemeinsam durch diese herausfordernde Phase zu gehen.

Gemeinsam mit der TU Graz entwickelte die PAYER Group ein eigenes Gesichtsschild, das am Standort St. Bartolomä produziert wurde.

KNAPP AG

Die KNAPP AG mit Hauptsitz im steirischen Hart bei Graz und einem weltumspannenden Netzwerk von über 5.000 Mitarbeiter:innen zählt zu den führenden Technologieunternehmen. Rund 2.000 hochintelligente Automatisierungslösungen sind weltweit in Betrieb und optimieren die logistischen Prozesse der Kund:innen, insbesondere aus den Bereichen Gesundheitswesen, Textil und Mode, Handel, E-Commerce und OmniChannel Retail*, Produktion und Lebensmittelhandel.

Der Digitalisierungs-Boost

Bereits vor Corona begann sich KNAPP intensiv mit einer Vielzahl von Digitalisierungsmöglichkeiten zu beschäftigen. So konnte man zu Beginn der Pandemie bereits auf vielfältige Erfahrungen aufbauen und die Digitalisierung erfuhr eine unerwartete Dynamik. Anlagen von KNAPP sind auf der ganzen Welt im Einsatz, daher waren es insbesondere die Reisebeschränkungen, für die Lösungen gefunden werden mussten. In der Wartung und in der Problembehebung bestehender Anlagen wurden Remote-Services via Tablets und Datenbrillen perfektioniert, mit denen rasche Unterstützung beim Kunden angeboten werden konnte, ohne persönlich vor Ort sein zu müssen. Noch komplexer war die Herausforderung in der Realisierung neuer Anlagen. Die Lösung lag in „digitalen Zwillingen“ für jedes einzelne Projekt: Jede Anlage entsteht erst am Computer und wird möglichst realitätsident bis ins letzte Detail simuliert. Damit gelingt es, die tatsächliche Anlage in wesentlich kürzerer Zeit und mit deutlich weniger Vor- Ort-Präsenz umzusetzen.

KNAPP rief bereits vor einigen Jahren ein Krisenmanagementteam ins Leben, das sich auf unterschiedlichste Szenarien vorbereitete. Eine Pandemie war zwar nicht dabei, aber alleine die Existenz dieses eingespielten Teams ermöglichte eine professionelle und rasche Realisierung von Sicherheitsmaßnahmen im Betrieb.

* Unterschiedliche Kanäle werden zur Interaktion mit Kunden genützt

Magna Steyr

Magna Steyr ist eine Tochtergesellschaft des globalen Automobilzuliefererkonzerns Magna International. Der Standort Graz ist der größte Standort von Magna International weltweit und einer von zwei an dem aktuell komplette Fahrzeuge produziert werden. Derzeit laufen im Magna Steyr-Werk in Graz die Mercedes-Benz G-Klasse, die konventionelle und Hybrid-Variante der BMW 5er-Serie, der BMW Z4, der Jaguar E-PACE und der rein elektrische Jaguar I-PACE sowie der Toyota GR Supra über die Fertigungsbänder.

Pendler:innen als besondere Herausforderung

Magna Steyr hat seit Beginn der COVID-19 Pandemie umfangreiche Schutzmaßnahmen etabliert und diese sukzessive an die geänderten Rahmenbedingungen angepasst, um allen Mitarbeiter:innen einen maximalen Gesundheitsschutz zu bieten. Das Werk in Graz war eines der ersten Automobilwerke in Europa, das nach dem Lockdown im Frühjahr wieder angelaufen ist. Mithilfe der umfangreichen Schutzmaßnahmen ist es gelungen, dass alle Magna Steyr-Werke weltweit für das restliche Jahr durchgängig produzieren konnten.
Am Standort Graz befinden sich aktuell ca. 3.000 Mitarbeiter:innen zumindest teilweise im Home-Office. Die tägliche Quote beträgt im Schnitt ca. 60 %. Besonders herausfordernd sind Phasen mit Einreiseverordnungen für Berufspendler:innen mit Wohnsitz im Ausland – immerhin beschäftigt Magna Steyr Graz ca. 1.700 Tagespendler:innen vorwiegend aus Slowenien, aber auch Kroatien und Ungarn. Diese müssten 2021 bei der Einreise nach Österreich einen negativen PCR- oder Antigentest vorweisen, der nicht älter als sieben Tage sein darf. Zur Abwicklung dieser Tests wurde in den jeweiligen Produktionsbereichen des Unternehmens eine Test-Infrastruktur mit insgesamt sechs Teststraßen errichtet.


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