Wirtschaft und Demokratie

Infografik: Wirtschaft und Demokratie
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Der Mensch ist ein soziales Wesen: Das heißt, wir sind nicht nur Individuen, die nebeneinander leben, sondern wir leben miteinander. Dieses Miteinander ist die Gesellschaft, in der wir das Zusammenleben organisieren – von der Familie bis in die globalisierte Welt.

Besonders ausgeprägte Regelwerke des Zusammenlebens sind Politik und Wirtschaft. In der Politik hat sich im Laufe der Geschichte die Demokratie als jenes System erwiesen, das am besten dazu geeignet ist, einen Ausgleich unter­schiedlichster Interessen zum Wohle aller zu erzielen. Andere Systeme wie Aristokra­tien oder Diktaturen tendieren hingegen dazu, nur die Wünsche einer kleinen, beherrschenden Gruppe zu erfüllen.

So wie es in der Politik verschiedene mögliche Systeme gibt, so gibt es auch in der Wirtschaft unterschiedliche Modelle. Hier bilden Marktwirtschaft (Privateigen­tum an Produktionsmitteln, Preisbildung durch Angebot und Nachfrage, dezentrale Planung der Wirtschaftsprozesse) und Zentralverwaltungswirtschaft (Kollektiv-bzw. Staatseigentum an Produktionsmitteln, festgelegte Preise und Löhne, zentrale Planung der Wirtschaftsprozesse) die beiden Pole.

Marktwirtschaft braucht Demokratie

Nur in einer Demokratie können wir uns frei bewegen und frei Entscheidungen treffen. Diese grundlegende Freiheit ist auch Voraussetzung dafür, dass sich die Marktwirtschaft unter demokratisch geregelten Bedingungen frei entfalten kann – dies gilt für Produzent:innen ebenso wie für Konsument:innen. Demokratie und Marktwirtschaft bilden daher ein Gespann, das sich wechselseitig bedingt. Freie Marktwirtschaft beruht auch darauf, dass es Regeln und Gesetze gibt, die für alle gleichermaßen gelten. Diese Rechtssicher­heit wird nur in einer Demokratie mit ihrer unabhängigen Justiz geboten. Zudem sorgt nur die Gesetzgebung einer Demokratie dafür, dass die Macht der Stärkeren kon­trolliert wird und tendenziell Schwächere geschützt werden.

Freiheit braucht mündige Bürger:innen

Wer die Freiheit der Wahl hat, braucht Wis­sen als Grundlage für Entscheidungen. Das trifft die Politik im Allgemeinen ebenso wie die Wirtschaftspolitik im Besonderen – und natürlich auch die Entscheidung, die das eigene Leben, die eigene Zukunft betrifft. Basiswissen zu Wirtschaftsfragen sollte dabei zu den persönlichen Grundkompeten­zen zählen, und das aus vielerlei Gründen:

Die Wirtschaft und ich

Wirtschaft und Konsum

Ob Taschengeld, Ferialjob oder Lehrlingsentschädigung: Auch Jugendliche sind bereits Teil von Wirtschaftskreisläufen:

  • Wie kommt man mit dem eigenen Geld aus?
  • Wie und warum verändert sich der Wert des Geldes, das man zur Verfügung hat?
  • Wie entstehen die Preise für Dinge und Leistungen, die man erwirbt?
  • Was macht es für einen Unterschied, ob ich in Geschäften oder online einkaufe?
  • Und wo kommt das Geld eigentlich her?
  • Wie eröffnet und führt man ein Konto oder Sparbuch, was hat es mit den Zinsen auf sich?
  • Unter welchen Umständen erhält man einen Kredit für teurere Anschaffungen und was ist dabei zu bedenken?

Wirtschaft und Wirtschaftspolitik

In einer Demokratie beeinflussen Wahlen auch die Wirtschaftspolitik eines Landes. Jede Wahlentschei­dung ist also auch eine Entscheidung über Wirtschaftspolitik. Eine Entscheidung darüber, welche wirtschaftspolitische Ausrichtung wir durch unser Wahlverhalten stärken oder schwächen wollen, können wir aber nur bewusst treffen, wenn wir verstehen, wie Wirtschaft funktioniert und die Wirtschaftsprogramme und Ideen der Parteien verstehen. Daher lohnt es sich, die unterschiedlichen wirtschaftspolitischen Ansichten in ihren Grundzügen zu kennen.

Im Prinzip sind sich alle österreichischen Parteien darin einig, dass die Marktwirtschaft das richtige wirtschaftliche Modell darstellt. Innerhalb dieses Rahmens bestehen aber viele Spielarten:

  • Wie sehr setzt man auf die freien Kräfte des Marktes – die Politik soll so wenig wie möglich regulieren – und in welchen Bereichen soll die Politik Regeln vorgeben, indem sie etwa Preisober­grenzen festlegt oder Qualitätskriterien bestimmt, die sich indirekt auf die Preise auswirken?
  • Welche Bereiche der Wirtschaft sollen stärker gefördert, welche sollen eher beschränkt werden (zum Beispiel Ener­giepolitik und Forschungsförderung)?
  • Ein zentrales Werkzeug der Wirtschafts­politik ist das Steuer-und Abgabenrecht: Je mehr Leistungen der Staat erbringen soll (z.B. für Gesundheit, Soziales, Bildung und Kultur), desto mehr Geld muss er über Steuern und Abgaben einnehmen.
  • Wieviele Schulden darf oder soll der Staat machen und was hat das für Auswirkungen?

Wirtschaft und Arbeit

… als Mitarbeiter:in

Schon mit dem ersten Job – ob Lehre oder Ferialpraxis steht man mitten im Wirtschaftsleben: Die eigene Leistungsbereitschaft ist mit dafür verantwortlich, wie zufrieden die Kund:innen nicht nur mit einem selbst, son­dern mit dem Unternehmen als Ganzes sind. Man lernt, dass man im Team erfolgreicher ist als allein und man lernt, wie es um die Rechte und Pflichten eines Arbeitnehmers/ einer Arbeitnehmerin steht. Und mit dem ersten Gehaltszettel sieht man auch, worin der Unterschied zwischen brutto und netto besteht.

… als Unternehmer:in

Wer in einem Unternehmen unselbstständig beschäftigt ist, leistet zwar einen wichti­gen Beitrag zum Erfolg dieses Unternehmens, bleibt aber immer abhängig von den Entscheidungen anderer. Wer das Heft selbst in die Hand nehmen will, kann sich auch für die Selbstständigkeit entscheiden und selbst Unternehmer:in werden.

In Österreich gibt es rund 625.000 Unternehmen und damit ebenso viele Unternehmer:innen, rund 88.500 sind es in der Steiermark. Das heißt: Rund 12% aller erwerbstätigen Österreicher:innen und 16% der erwerbstätigen Steirer:innen sind selbstständig und damit bereit, eigene Ideen zu verwirklichen und Verantwor­tung nicht nur für sich selbst, sondern als Arbeitgeber:innen auch für andere zu übernehmen. Rund 800 steirische Unterneh­men sind der Industrie zuzurechnen, die in der Steiermark über 116.000 Menschen beschäftigt – direkt und indirekt wird beinahe jeder 2. Arbeitsplatz von den Industriebetrieben gesichert.


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