Die Stärkefeldmatrix definiert zum einen Bereiche der Industrie, deren wirtschaftliche Entwicklung der letzten Jahre nahelegt, dass sie auch in Zukunft von zentraler Bedeutung für die Wertschöpfung in der Steiermark sind. Zum anderen ordnet sie diesen Branchen Technologien und Anwendungen zu, die von hoher Relevanz sind bzw. sein werden. Aus dieser Kombination lässt sich ableiten, wo die besten beruflichen Zukunftschancen für unsere Jugend liegen.
Die Erstellung dieser Matrix erfolgte im Rahmen eines wirtschaftswissenschaftlichen Projekts und hatte das Ziel, einen fundierten Beitrag zur Absicherung und Verbesserung des Wirtschaftsstandortes Steiermark zu leisten. Sie soll Antworten auf die Frage geben, wie im Zusammenspiel von Politik, Wissenschaft, Forschung und Unternehmensführung Rahmenbedingungen ausgestaltet werden sollten, um im globalen Wettbewerb bestehen zu können.
Zukunft entsteht im Team
Die Leitbetriebe der Steiermark bestimmen das wirtschaftliche und innovatorische Geschehen der ganzen Region stark. Sie sind Teil des produzierenden Sektors, der 34,2% der Brutto-Wertschöpfung des Landes und über 110.000 Arbeitsplätze stellt. Der Erfolg dieser Unternehmen beruht darauf, dass sie jeweils zu den Besten zählen – und das tatsächlich im globalen Vergleich. Wer im direkten Wettbewerb mit den Besten der Welt steht, kann seine Führungsposition jedoch nur dann halten, wenn Innovation und Weiterentwicklung täglich vorangetrieben werden.
Unternehmerischer Geist ist auf diesem Weg zwar unerlässlich, braucht aber starke Partner mit klaren Konzepten in Bereichen, die außerhalb der Unternehmen selbst liegen: Die Ausrichtung von Wissenschaft und Forschung, Wirtschaftsförderung und selbstverständlich auch des Bildungssystems sind entscheidende Faktoren für die Zukunftsfähigkeit des Wirtschaftsstandortes Steiermark.
Fachkräfte als Herausforderung
Gerade die dynamischen Entwicklungen in der Digital Economy sind nur dann zu meistern wenn es gelingt, den Nachwuchs für grundsätzlich technische Berufe zu begeistern und zu gewinnen: eine Herausforderung, der sich das Bildungssystem als Ganzes ebenso stellen muss wie die Eltern und die Lehrer:innen der heutigen und kommenden Generationen.
Die Tradition der Aufklärung
Österreich ist ein Land, das zurecht stolz auf seine humanistische Bildungstradition ist. Die Forcierung einer von der Wirtschaft gewünschten technikorientierten Ausbildung stößt daher auf Widerstände. Allerdings ist gerade aus humanistischer Sicht zu bedenken, dass uns zunehmend der Geist der Aufklärung abhandenkommt: Wir leben in einer Welt, deren täglicher Technikgebrauch längst weit über die Grundlagen der klassischen Mechanik hinausreicht. Wer verstehen will wie funktioniert, was uns umgibt, kommt ohne Basiswissen in Elektrotechnik, Elektronik, Materialwissenschaften und Digitalisierung nicht aus. Wer unsere technische Umgebung nicht nur in ihren Grundlagen verstehen, sondern mitgestalten will, braucht mehr. Gefordert sind die „future skills“: Logik, Kreativität, Kommunikationsfähigkeit und Teamfähigkeit – allesamt Fähigkeiten, die tief in der humanistischen Bildung verwurzelt sind.
Die Stärkefeldmatrix im Überblick
Elektrische Ausrüstung und Geräte inkl. Generatoren und Motoren
(jene Teile von Maschinen, Generatoren und Motoren, die mit elektrischer Energie betrieben werden)
Hohe Relevanz: Elektrotechnik, Sensorik & Regelungstechnik, Softwaretechnologie
Zusätzlich hohe Zukunftsrelevanz: Automatisierung, Sensorik & Regelungstechnik, Simulation, Softwaretechnologie, Anlagenbau, Kommunikationstechnologie, Bildverarbeitung, Mikroelektronik, Nanotechnologie
Herstellung sonstiger Waren wie Nahrung, Futtermittel, Textilien, Leder, Papier, chemische Erzeugnisse, Glas
Hohe Relevanz: Automatisierung, Umwelttechnologie
Zusätzlich hohe Zukunftsrelevanz: Simulation, Nanotechnologie
Maschinenbau
Hohe Relevanz: Automatisierung, Elektrotechnik, Sensorik & Regelungstechnik, Maschinenbau, Mechatronik, Softwaretechnologie, Anlagenbau
Zusätzlich hohe Zukunftsrelevanz: Sensorik & Regelungstechnik, Medizintechnik
Fahrzeugbau
Hohe Relevanz: Automatisierung, Fertigungstechnik, Mechatronik, Werkstofftechnologie, Elektrotechnik, Simulation
Zusätzlich hohe Zukunftsrelevanz: Sensorik & Regelungstechnik, Simulation, Softwaretechnologie
Metallerzeugnisse und Metallbearbeitung
Hohe Relevanz: Automatisierung, Fertigungstechnik, Sensorik & Regelungstechnik, Mechatronik, Materialtechnologie, Werkstofftechnologie, Metalltechnologie
Zusätzlich hohe Zukunftsrelevanz: Nanotechnologie
Unternehmensnahe Dienstleistungen, Beratungs-, Ingenieurs-und Forschungsdienstleistungen
Hohe Relevanz: Automatisierung, Elektrotechnik, Sensorik & Regelungstechnik, Maschinenbau, Verfahrenstechnik, Simulation, Softwaretechnologie, Umwelttechnologie
Zusätzlich hohe Zukunftsrelevanz: Automatisierung, Simulation, Kommunikationstechnologie
Glossar
Anlagenbau: Im Anlagenbau werden technische Komponenten zu einem Gesamtsystem verbunden
Automatisierung: die Gestaltung selbsttätiger Abläufe
Bildverarbeitung: Ein Teil der Informatik und Elektrotechnik, in dem die in Bildern enthaltenen Informationen verarbeitet werden
Elektrotechnik: Ingenieurswissenschaft, die sich mit Geräten befasst, deren Funktion auf elektrischer Energie beruht
Fertigungstechnik: die Lehre von der Herstellung von Werkstücken
Kommunikationstechnologie: elektronische Systeme, die der Kommunikation zwischen einen oder Gruppen dienen, die räumlich voneinander getrennt sind
Materialtechnologie: Erforschung und Entwicklung unterschiedlichster Materialien
Maschinenbau: Entwicklung, Konstruktion und Herstellung von Maschinen
Mechatronik: Zusammenwirken von Mechanik und Elektrotechnik/Informatik
Medizintechnik: Verbindung von technischen Kenntnissen mit medizinischen Aufgabenstellungen
Metalltechnologie: Erforschung und Entwicklung unterschiedlichster Metalle und Legierungen
Mikroelektronik: Entwicklung und Herstellung miniaturisierter Schaltungen
Nanotechnologie: Arbeit mit Nano-Teilchen, also Teilen, die vom einzelnen Atom bis zu einer Größe von 100 Nanometern reichen
Sensorik & Regelungstechnik: Sensoren erfassen Zustände (z.B. Temperatur), die von der Regelungstechnik verarbeitet werden
Simulation: die möglichst detailgetreue Nachstellung der Wirklichkeit
Softwaretechnologie: Herstellung und Entwicklung von Software
Umwelttechnologie: technische und technologische Verfahren zum Schutz der Umwelt Werkstofftechnologie: Erforschung und Entwicklung von Materialien, aus denen Werkstücke
Linkliste
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