Steirische Unternehmen liefern Innovation in die ganze Welt. Doch was macht sie so erfolgreich und welche Herausforderungen gibt es?
Kluge Züge aus der Steiermark
Wenn ein Güterzug auf Schienen ratternd Produkte von A nach B transportiert, dann sehen die Mitarbeiter:innen des Grazer Unternehmens PJ Monitoring GmbH (PJM) mehr als einfach nur aneinandergereihte, rollende Metallcontainer. Denn sie digitalisieren und automatisieren solche Züge. Was das genau heißt? Mit einem System namens „WaggonTracker“ untersuchen sie die einzelnen Waggons genau und schauen zum Beispiel, ob der Zug richtig beladen ist, damit er nicht zu viel transportiert, aber auch nicht zu wenig. Signallampen am Zug können der Person, die den Zug belädt, zum Beispiel anzeigen, wie viele Baumstämme sie noch auf den Wagen heben kann. Außerdem achtet das Team von PJM mit dem System darauf, dass aufwendige und lästige Arbeiten am Zug automatisch passieren können. Zum Beispiel müssen die Bremsen eines Zuges vor jeder Abfahrt überprüft werden. Musste vorher ein/e Mitarbeiter:in eine Dreiviertelstunde lang den ganzen Zug entlanglaufen und jede einzelne Bremse inspizieren, so zeigt der „WaggonTracker“ innerhalb von Minuten an, wie es um die Bremsen steht. Außerdem überprüft PJM alle Arten von Schienenfahrzeugen. Die Mitarbeiter:innen führen in über 30 Ländern Tests an Zügen durch und schauen, ob sie fahren dürfen.

Die beiden Chefs von PJM haben an der Technischen Uni Graz studiert und gearbeitet und sind mit ihrem Unternehmen in der Steiermark geblieben. Der Standort habe viele Vorteile, erklärt Birgit Rami-Jauk, die Sprecherin von PJM: Viele Unternehmen, mit denen man zusammenarbeitet, befinden sich in der Nähe. Mit der Technischen Uni Graz und den anderen Hochschulen gibt es gute Forschungspartner und gleichzeitig eine gute Ausbildung für die Arbeitskräfte, die gebraucht werden. PJM liefert einen Großteil seiner Produkte, nämlich 80 Prozent, in andere Länder. Von Österreich aus habe man da gute Möglichkeiten nach ganz Europa zu liefern, erklärt Rami-Jauk. Zudem ist Österreich generell in der Bahnindustrie gut aufgestellt: Laut dem „Austrian Rail Report 2023“ liegt das Land bei den Exporten weltweit auf dem vierten Platz hinter Deutschland, China und den USA. Mit durchschnittlich 85 angemeldeten Erfindungen pro Jahr in dem Bereich befindet sich Österreich im Europavergleich auf dem dritten Platz.
PJM setzt darauf, dass der Transport von Gütern auf Schienen in Zukunft eine noch größere Rolle spielen wird. Schließlich ist es klimafreundlicher, Produkte in Zügen von A nach B zu liefern. Um die Klimaziele zu erreichen, muss also der Güterzugverkehr ausgebaut werden, und zwar so, dass er auch schneller und günstiger wird, damit sich der Transport lohnt.
PJM
Mitarbeiter:innen (alle in der Steiermark): 85
Standorte in der Steiermark: Graz
Website: https://pjm.co.at/
Kühle Lösungen von Rottenmann bis nach Brasilien
Damit Getränke immer schön erfrischend bleiben, müssen sie richtig gekühlt werden. In der Steiermark sorgt zum Beispiel die AHT Cooling Systems GmbH dafür. Das Unternehmen aus Rottenmann produziert nämlich Kühlregale für Supermärkte, Eiscremetruhen für den Badesee und viele andere Kühlsysteme, die auf der ganzen Welt gebraucht werden. Ein Beispiel ist Brasilien in Südamerika, in dem AHT Cooling Systems seit 2014 ebenfalls aktiv ist.
In einem anderen Land erfolgreich zu sein, erfordert jedoch mehr als nur ein gutes Produkt. AHT Cooling Systems Geschäftsführer Mark Swierzy erklärt, dass es viele Herausforderungen gibt, die berücksichtigt werden müssen, wenn man in einem neuen Markt durchstarten will. In Brasilien zum Beispiel sind die Stromnetze anders als in Europa. Das bedeutet, dass die Geräte speziell angepasst werden müssen, um dort zuverlässig zu funktionieren. Auch die Lebensmittelvorschriften unterscheiden sich. Während in Europa Kühltruhen auf mindestens -15 Grad herunterkühlen müssen, reichen in Brasilien oft schon -12 Grad aus. Obwohl die Geräte äußerlich gleich aussehen, haben sie je nach Markt unterschiedliche Funktionen, um den Bestimmungen vor Ort gerecht zu werden.

Neben den technischen Anpassungen ist auch die Bürokratie eine Herausforderung. Gemeint sind damit die Regeln und Vorschriften, die Menschen und Unternehmen befolgen müssen. Dabei geht es um Dinge wie Formulare ausfüllen, Genehmigungen einholen und sicherstellen, dass alles nach den festgelegten Vorgaben läuft. Mark Swierzy erklärt, dass sein Unternehmen auch in Brasilien direkt produziert. Auf diese Produkte werden dann keine Zölle erhoben. Wenn man etwas aus einem anderen Land importiert, also von einem Land in ein anderes bringt, muss man in der Regel Importzölle zahlen, außer es gibt Abkommen zwischen den Staaten.
Und in Südamerika selbst? Im Fall von Mercosur bedeutet das, dass die Mitgliedsländer – also zum Beispiel Brasilien und Argentinien – einander versprechen, den Handel zu erleichtern, indem sie weniger Zölle auf Produkte aus anderen Mercosur-Ländern erheben und andere Hindernisse beseitigen. So bleibt nicht nur das Eis gefroren, sondern das Unternehmen kann im gesamten Mercosur-Raum durchstarten.
AHT Cooling Systems
Mitarbeiter:innen: 1600 weltweit, davon 1000 allein in Österreich.
Werke in Rottenmann (Österreich), Changshu (China), Navegantes (Brasilien) und Charleston (USA)
Lehrberufe: Elektrotechnik, Prozesstechnik, Metalltechnik, Kälteanlagentechnik, Industriekaufmann/-frau
Website: https://www.aht.at/