Wir dürfen vorstellen: IBS Paper Performance Group, Münzer Bioindustrie GmbH und Grünewald Fruchtsaft GmbH – drei Unternehmen aus der Steiermark. Echt stark mit Europa!
IBS Paper Performance Group
Gesprächspartnerin: Verena Rischawy
EU und Freihandel: Vorteile im globalen Markt
Die IBS Paper Performance Group hat ihren Sitz in Teufenbach bei Murau, beschäftigt 800 Mitarbeiter:innen und hat 24 Niederlassungen. Das Unternehmen ist Technologieführer bei der Optimierung von Karton-, Zellstoff-, Tissue- und Papiermaschinen. Die IBS ist für die Papierindustrie auf der ganzen Welt aktiv. Dass man sich gegen den globalen Wettbewerb durchsetzen kann, liegt an den Möglichkeiten, die die EU bietet und an Freihandelsabkommen, welche die EU mit anderen Ländern abschließt.
Wo hat das Unternehmen Niederlassungen/Töchter außerhalb Österreichs?
In Liechtenstein, Deutschland, Finnland, China, Indonesien, Japan, USA, Kanada, Brasilien und Chile.
Was war der Auslöser, über Österreich hinaus aktiv zu werden?
Wir wollten unser Verkaufsgebiet erweitern. Dazu mussten wir dorthin gehen, wo interessante Kund:innen sind. Der erste Schritt ins Ausland war 1979 eine Niederlassung in den USA.
Wie hoch ist der Exportanteil der von Ihnen produzierten Waren?
Insgesamt werden mehr als 95 % unserer in Teufenbach (Bezirk Murau) produzierten Waren exportiert, mehr als 70 % davon gehen in EU-Mitgliedsländer.
Welche Vorteile bietet Ihnen als exportierendes Unternehmen die EU?
Dank der EU brauchen wir weniger Zollunterlagen und können mit einheitlichen Standards arbeiten. Die EU bietet freien Warenverkehr (ein Unternehmen darf seine Produkte in der ganzen EU verkaufen), Personenfreizügigkeit (Mitarbeiter:innen aus EU Ländern können auch in jedem anderen EU-Land arbeiten), Dienstleistungsfreiheit (ein Unternehmen darf seine Dienstleistungen in jedem EU-Land verkaufen) und Niederlassungsfreiheit sowie die Freiheit des Kapital- und Zahlungsverkehrs. Das macht den Alltag in Vielem einfacher und spart Kosten. Durch die gemeinsame Währung – den Euro – fallen Wechselkursrisiken weg und unsere Mitarbeiter:innen können z. B. mit dem gleichen Telefon aus unterschiedlichsten EU-Ländern telefonieren – ohne große Mehrkosten.
Das Freihandelsabkommen CETA, das die EU mit Kanada abgeschlossen hat, hilft uns auch: Es gibt weniger Zölle für Industriegüter, einen erleichterten Zugang zum kanadischen Markt und geringere Exportkosten – was dazu führt, dass unsere Produkte aus Europa für Kanada nicht automatisch teurer sind.
Welche konkreten Stellen/Einrichtungen der EU sind für Sie wichtige Ansprechpartner?
Regelmäßig in Kontakt sind wir mit der Wirtschaftskammer Österreich und dem Unternehmensserviceportal des Finanzministeriums für Zollfragen.
Nehmen wir an, Österreich würde wie Großbritannien aus der EU wieder austreten. Was würde das für die IBS Paper Performance Group bedeuten?
Für uns würde das einen großen Mehraufwand und auch Mehrkosten in Bezug auf Zollaufwendungen und Zollerklärungen bedeuten. Wir müssten, sobald ein Produkt über die österreichische Grenze hinaus verkauft wird, viel Geld und Zeit für Zollerklärungen aufwenden. Das heißt, unsere Produkte wären teurer und es würde länger dauern, bis sie der Kunde bekommt.
Münzer Bioindustrie GmbH
Gespräch mit Ewald-Marco Münzer
Vom Altspeisefett zum Biodiesel
Die Münzer Bioindustrie GmbH zählt heute, mehr als 30 Jahre nach ihrer Gründung, zu den größten Sammler:innen und Händler:innen von Altspeisefett in Europa. Der wertvolle Rohstoff wird in den beiden Produktionsanlagen in Wien und der Steiermark zu nachhaltigem, abfallbasiertem Biodiesel verarbeitet. Als Vorreiter für die Weiterverarbeitung von Abfallstoffen zu erneuerbarer Energie leistet Münzer einen wesentlichen Beitrag zur Dekarbonisierung des heimischen Verkehrs- und Transportsektors.
Ewald-Marco Münzer, geschäftsführender Gesellschafter des Unternehmens, ist „Entrepreneur Of The Year 2023“ in der Kategorie „Nachhaltigkeit & Greentech“ und Vertreter Österreichs beim World Entrepreneur Of The Year 2024. Außerdem ist er Präsident des Europäischen Biokraftstoffverbandes (EWABA).
Wo hat das Unternehmen Niederlassungen/Töchter außerhalb Österreichs?
Die Zentrale unseres Unternehmens hat ihren Sitz in Sinabelkirchen. Biodieselproduktionsanlagen befinden sich zudem am Wiener Ölhafen Lobau sowie im steirischen Paltental. International sind wir europaweit in Deutschland und der Niederlande sowie in Indien, Bangladesch und Kenia vertreten. Darüber hinaus sind wir an Unternehmen in Slowenien, Ungarn, Rumänien und Bulgarien beteiligt.
Was war der Auslöser, im Ausland aktiv zu werden und wann ist dieser Schritt erfolgt?
Die Internationalisierung hat uns unerwartet getroffen. Vor mittlerweile acht Jahren war der indische Ölminister anlässlich eines OPEC-Meetings in Wien zu Besuch und wollte eine Biodieselanlage besichtigen. Wir wurden glücklicherweise ausgewählt. Es gab großes Interesse, das Know-how, das wir uns über drei Jahrzehnte in Österreich aufgebaut haben, angepasst an die lokalen Rahmenbedingungen zu übernehmen. In Indien haben wir schrittweise ein funktionierendes Sammelsystem aufgebaut und 2018 eine Biodieselproduktionsanlage in Mumbai errichtet. Aufgrund des Erfolges kamen Anfragen aus Bangladesch und Kenia, um unsere Erfahrungen auch dort auf den Markt zu bringen.
Wie hoch ist der Exportanteil der vom Unternehmen in Österreich produzierten Waren?
Wir exportieren rund zwei Drittel unseres Biodiesels in EU-Länder. In Drittländer finden keine Exporte statt.
Welche Vorteile bietet die EU exportierenden Unternehmen?
Der gemeinsame europäische Binnenmarkt schafft eine enorme Absatzfläche, die es uns ermöglicht, unsere Produkte ohne Handelshemmnisse in vielen Mitgliedsländern anzubieten. Der Wegfall von Zöllen und die Vereinfachung der Handelsprozesse innerhalb der EU erleichtern den Export erheblich. Zudem profitieren wir von einheitlichen Standards und Regularien, die die Qualität und Sicherheit unserer Produkte gewährleisten. Der Euro erleichtert zudem die finanziellen Transaktionen und minimiert Währungsrisiken.
Warum engagieren Sie sich als Verbandspräsident auf EU-Ebene?
Mein Engagement als Verbandspräsident auf EU-Ebene resultiert aus der Überzeugung, dass eine starke und gut funktionierende Europäische Union im Interesse aller Unternehmen liegt. Durch meine Tätigkeit auf EU-Ebene kann ich dazu beitragen, die Anliegen der Wirtschaft in unserem Sektor zu vertreten und an der Gestaltung von politischen Entscheidungen teilnehmen, die direkten Einfluss auf unsere Branche haben. Der Austausch mit anderen Branchenvertretern und die Zusammenarbeit mit den europäischen Institutionen ermöglichen es mir, aktiv an der Schaffung eines wettbewerbsfähigen und nachhaltigen Wirtschaftsumfelds mitzuwirken.
Welche konkreten Stellen bzw. Einrichtungen der EU sind für Sie wichtige Ansprechpartner?
Für uns sind vor allem die Europäische Kommission und das Europäische Parlament bedeutende Ansprechpartner. Die Europäische Kommission spielt eine zentrale Rolle bei der Ausarbeitung und Umsetzung von Gesetzen und Regularien, die unsere Branche betreffen. Gleichzeitig ist das Europäische Parlament maßgeblich an der Gesetzgebung beteiligt, und durch den Austausch mit den Abgeordneten können wir aktiv unsere Perspektiven einbringen.
Nehmen wir an, Österreich würde wie Großbritannien aus der EU wieder austreten.
Was würde das für die Münzer Bioindustrie GmbH bedeuten?
Ein Austritt Österreichs aus der EU hätte erhebliche Auswirkungen auf unser Unternehmen und die gesamte Branche. Der Wegfall der Vorteile des gemeinsamen Binnenmarktes, wie der freie Warenverkehr und einheitliche Standards, würde zu neuen Handelshemmnissen führen. Die Unsicherheit und möglichen Währungsschwankungen würden die Exporte erschweren. Zudem könnte ein solcher Schritt die gemeinsamen politischen Bemühungen für Umweltschutz und nachhaltige Entwicklung beeinträchtigen. Als Unternehmer setze ich auf eine starke und vereinte EU, die Stabilität und Chancen für Wachstum bietet.
Ewald-Marco Münzer, geschäftsführender Gesellschafter des Unternehmens Münzer Bioindustrie GmbH
Grünewald Fruchtsaft GmbH
Gespräch mit Julia Friedl-Grünewald
Grünewald: Früchte und Gemüse für die Lebensmittelindustrie
Grünewald verarbeitet frisches, reifes Obst und Gemüse und produziert daraus Säfte, Pürees, Tiefkühlfrüchte und Fruchtzubereitungen oder zieht natürliche Farbstoffe und Aromen aus der frischen Ware. Die Kunden von Grünewald verarbeiten diese Produkte weiter zu Getränken, Eiscremes und Milchprodukten (z.B. Joghurts), Süßigkeiten, Gebäck oder auch Babynahrung. Grünewald ist eine familiengeführte Unternehmensgruppe mit sechs eigenständigen Standorten. Damit ist das Unternehmen einer der größten Fruchtverarbeiter in Europa. Der Grundstein für das Unternehmen wurde 1938 durch Ernst Grünewald in Stainz in der Steiermark gelegt.
Wo hat das Unternehmen Niederlassungen außerhalb Österreichs und was war der Auslöser, auch im Ausland aktiv zu werden und wann ist dieser Schritt erfolgt?
Die hohe Nachfrage und die Sicherung des Zugangs zu hochwertigem Obst und Gemüse waren Gründe für das Wachsen der Grünewald Unternehmensgruppe. Die Standorte in Deutschland, Polen und Serbien liegen alle mitten in Anbaugebieten und bieten Zugang zu frischem und reifem Obst, besonders zu Kernobst (Marillen, Kirschen, …) und Beerenobst (Erdbeeren, Himbeeren, …). Das ermöglicht einerseits Qualitätskontrolle im Anbau und andererseits können wir so die Bauern dabei unterstützen, möglichst hohe Qualität zu liefern.
Bereits in den 50er Jahren gründete Grünewald die Tochterunternehmen Ernteband und Mainfrucht in Deutschland, in den 90ern folgte Pomerania und 2010 Agrotex in Polen. Im Jahr 2004 kam mit Podgorina eine Niederlassung in Serbien dazu.
Du willst wissen, was an den einzelnen Standorten tatsächlich passiert? Dann scrolle bitte weiter nach unten!
Wie hoch ist der Exportanteil der von Ihnen produzierten Waren (insgesamt und in die EU)?
Ca. 80 % unserer Produkte gehen ins Ausland, davon verbleiben ca. 55 % in der Europäischen Union.
Welche Vorteile bietet Ihnen als exportierendes Unternehmen die EU?
Durch die EU können wir unsere Produkte in ganz Europa verkaufen ohne Ein- und Ausfuhrzölle bezahlen zu müssen. Außerdem gelten innerhalb der EU gleiche Rechte und Werte, die Arbeitsbedingungen sind vergleichbar und wir haben freien Zugang zu Fachkräften und Mitarbeiter:innen.
Welche konkreten Stellen/Einrichtungen der EU sind für Sie wichtige Ansprechpartner?
In erster Linie sind wir mit den Handelskammern der verschiedenen Staaten in Kontakt. Sie unterstützen Arbeitgeber:innen bei der Suche nach gut ausgebildeten Fachkräften, beraten in Qualifizierungsfragen und fördern das Unternehmenswachstum. Außerdem beraten sie Unternehmen in Fragen zur Außenwirtschaft, zu Energie- und Umweltschutzthemen sowie zu Recht und Steuern.
Nehmen wir an, Österreich würde wie Großbritannien aus der EU wieder austreten. Was würde das für Sie bedeuten?
Österreich wäre bei einem Austritt nicht mehr Teil des Euro, der weltweit zweitwichtigsten Währung. Ein Austritt aus der EU und damit aus der Währungsunion würde Kosten für den Währungsumtausch und für die Absicherung gegen Wechselkursschwankungen verursachen. Mit dem Verlassen der EU würde Österreich auch aus dem Schengener Abkommen austreten. Das würde bedeuten, dass der Staat Geld für die Kontrolle der Grenzen ausgeben müsste. Österreich ist ein wichtiges Durchzugsland für europäische Waren, Grenzkontrollen würden das Transportwesen also stark behindern. Zum anderen genießt Österreich als EU-Mitglied einen ungehinderten Zugang zu einem Wirtschaftsraum bestehend aus insgesamt 27 Staaten mit rund 450 Mio. Einwohner:innen, die rund 30% des weltweiten Sozialproduktes erwirtschaften. Ein Austritt aus der EU würde es für jedes Unternehmen in Österreich schwierig machen.
Das passiert in den ausländischen Niederlassungen der Grünewald Gruppe
Im Mainfrucht-Werk in Deutschland werden das ganze Jahr über heimische Kern-, Stein- und Beerenfrüchte, Gemüse sowie auch exotische Südfrüchte zu hochwertigen Frucht- oder Gemüseprodukten verarbeitet. Im angeschlossenen Bereich der Mainfranken Kühlhaus GmbH stehen über 10.000 Tiefkühlstellplätze zur Verfügung, um für unsere Kund:innen und für unsere eigenen Produktionsabläufe Produkte oder Rohwaren termingerecht bereit zu stellen.
Den Schwerpunkt der Produktion im schwäbischen Werk bei Ernteband Fruchtsaft bilden Apfel, Birne und schwarze Johannisbeere, aber auch zahlreiche Gemüsesorten, die in der Lebensmittelindustrie unter anderem zur natürlichen Färbung eingesetzt werden.
In Polen, in der Region rund um Polczyn Zdroj, bezieht die Pomerania Frucht Spółka hochwertige, unbelastete Früchte von Fruchtlieferant:innen für die weitere Verarbeitung in den Grünewald-Werken. Kühlflächen mit modernster Lagertechnik stehen hier zur Verfügung. Je nach Produktionsbedarf werden die tiefgekühlten Früchte mit Kühltransportern an die Grünewald-Schwesterfirmen in Österreich und Deutschland oder direkt an die internationale Lebensmittelindustrie geliefert.
Der Fruchtverarbeitungsbetrieb AGROTEX Sp. z o.o. in Łososina Dolna / Südpolen ist auf die Verarbeitung von Fruchtsaftkonzentraten aus Kern-, Stein- und Beerenfrüchten zu Halbfabrikaten gemäß individueller Kundenanforderungen spezialisiert. Die Verarbeitung erfolgt saisonabhängig aus Tiefkühlfrüchten und erntefrischer Ware auf Basis höchster Qualitätsstandards.
Die Podgorina Frucht in Serbien liegt mitten in einem Obstanbaugebiet und verarbeitet dort erstklassige Früchte. Podgorina Frucht beliefert Kund:innen aus der Lebensmittelindustrie mit qualitativ hochwertigen Fruchtsaftkonzentraten, Pürees, Aromen, Trockenfrüchten und Tiefkühlware, hergestellt aus ausgesuchtem serbischen Rohmaterial.
- NEU: Jan will’s wissen:
Jan stellt schlaue Fragen zur Europäischen Union – wir geben kluge Antworten. - Spannendes Hintergrundwissen:
Wir geben Antworten auf zentrale Fragen, wie z. B. „Welchen Vorteil hat die EU-Mitgliedschaft für Österreich?“ oder „Warum soll man an den Wahlen zum EU-Parlament teilnehmen?“ - Aktuelles Expert:innengespräch:
Verena Martelanz ist EU-Insiderin in Brüssel und stellvertretende Abteilungsleiterin der EU Representation der Wirtschaftskammer Österreich. Sie erklärt, mit welchen großen Fragen sich Europa beschäftigt und was das mit unserem Alltag zu tun hat. - Neue Videoclips:
Menschen im beruflichen Spotlight erklären ihren Job und was sie daran begeistert. - Steirische Industriebetriebe – echt stark mit Europa:
Best Practice-Beispiele aus der Steiermark, die zeigen, wie Unternehmen durch unsere EU-Mitgliedschaft profitieren. - Das rätselhafte Ding – wer kennt die Lösung?
Ein Gegenstand aus der unternehmerischen Praxis, für uns aus dem Alltag nicht mehr wegzudenken. Physikalische und chemische Grundkenntnisse sind gefragt, immer und überall… - myFUTURE – Plakat Download
Mit unserem Plakat bereiten wir einzelne Themen direkt für Schüler:innen auf. So wollen wir mit diversen Rubriken eine Brücke vom Unterricht in die unternehmerische Praxis schlagen. Auf Wunsch übermitteln wir Ihnen gerne Print-Exemplare vom Plakat für die Bibliothek, den Gang, die BO-Ecke, das Science Lab, weitere Klassenzimmer…